...lf der Zweite geboren, der von Anno 1576 bis Anno 1612 unser altes deutsches Reich regiert hat. Ein eher untätiger und schwacher Herrscher, jedoch war ihm das Glück hold und so kann man seine Regierungszeit zu den Glanzzeiten unseres alten deutschen Reiches rechnen. Das Welschenland war durch die Hugenottenkriege gelähmt und als die Türken Anno 1593 den Langen Türkenkrieg vom Zaun brachen, fingen sie sich zahlreiche Niederlagen ein und mußten Anno 1606 im Frieden von Zsitvatorok Abstand von ihren Weltherrschaftsgelüsten nehmen. Gegen Ende seiner Herrschaft erhoben sich seine Brüder gegen unseren Kaiser Rudolf den Zweiten, da sie dessen Untätigkeit leid waren und in diesem Zwist setzte sich unser Erzherzog Matthias durch, der schließlich seinem Bruder nachfolgte. Geheiratet hat unser Kaiser Rudolf nicht, wohl aber etliche natürliche Söhne und Töchter gezeugt. Allerdings waren die Zeiten nicht mehr, wo diese Ansprüche auf das väterliche Erbe erheben konnten - wie dies weiland Karl der Hammer oder Arnulf von Kärnten getan haben... Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Kaiser Rudolfs beim Geschichtsschreiber Anton Gindely im Büchlein „Rudolf II. und seine Zeit“: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015883_00001.html „Um das Jahr 1600 nahm zum erstenmale Rudolfs melancholische Gemütsstimmung eine so krankhafte Wendung, daß sie nahe an Verrücktheit grenze. Die Geschäfte, schon früher vernachlässigt, ruhten zeitweise vollständig und Audienzen wurden fast gar nicht erteilt, denn sonderbare Vorstellungen trübten den Verstand des Kaisers und erhitzten seine Phantasie derart, daß er sich den mannigfachsten Befürchtungen hingab. Gestützt aus eine Prophezeiung Tycho Brahrs glaubte er steif und fest daran, daß ihm das Schicksal Heinrichs III. von Frankreich bevorstehe und er also von einem Mönche würde ermordet werden. Nicht nur daß er von da an jedes Erscheinen in der Öffentlichkeit vermied, selbst in seiner Burg glaubte er sich nicht sicher genug und wendete auch da besondere Vorsichtsmaßregeln an. In dem Garten, der an die Burg stieß und von allen Seiten eingeschlossen war, ließ er gedeckte Gänge ausführen, um bei seinen Spaziergängen weder von einem neugierigen noch von einem feindlichen Auge gesehen zu werden. Von den frühern Unterhaltungen, dem Ballspiel und Reiten, so notwendig bei seiner eingeschlossenen Lebensweise, war nun vollends keine Rede mehr: dann und wann ließ er sich noch seine prachtvollen spanischen und italienischen Rosse, zum Teil Geschenke des Königs von Spanien, unter die Fenster seines Zimmers führen und erfreute sich an ihrem Anblick, aber dies war auch alles, was seinen Zusammenhang mit der Außenwelt anzudeuten schien. Übrigens beherrschten ihn seine alchemistischen und astrologischen Träumereien mehr denn je. Es konnte nicht fehlen, daß diese Furcht vor eingebildeten Gefahren bald genug weitere Folgen nach sich zog. Zuerst faßte der Kaiser einen Widerwillen gegen das religiöse Leben; man sah ihn nicht mehr die Kirche besuchen und merkte ihm eine ausgesprochene Abneigung gegen die Geistlichkeit und was mit ihr zusammenhing an, natürlich, da ein Mönch sein Mörder werden sollte. Dann und wann rief er wohl auch den Teufel herbei und bat ihn, er möge sich doch seiner bemächtigen. Zur selben Zeit lebte in Prag der in der Geschichte des Kapuzinerordens bekannte Laurenz von Brinbisi, ein Mann von einer damals weit berühmten Frömmigkeit, der sich aus Veranlassung einiger katholischen Herren mit mehreren italienischen Mönchen seines Ordens am Hradschin angesiedelt hatte und dadurch Begründer des noch heute daselbst existierenden Klosters geworden war. Um von dem Kaiser den Einfluß böser Geister, denen man die krankhaften Symptome zuschrieb, fernzuhalten, bekam er den Austrag mit seinen Brüdern für ihn zu beten, doch umsonst, denn das Übel ward nur noch schlimmer und der Kaiser behauptete geradezu, daß er durch diese Gebete erst recht gepeinigt werde. Die zeitweilige Einsicht in seine Lage mußte ihm natürlich selbst die Überzeugung beibringen, daß er nicht weiter für die Regierung tauglich sei, deshalb quälte ihn neben der Furcht vor dem Tode auch die Angst, man wolle ihn vom Throne stürzen. Niemandem und am allerwenigsten Personen von Einsicht trauend, sing er an ganz untergeordneten Leuten Einfluß zu gestatten, und entfernte aus seinem Dienste jeden, der ihm irgendwie verdächtig ward. Seine Umgebung mußte sich sogar Mißhandlungen von ihm gefallen lassen; kam die Stunde seiner wahnsinnigen Anfälle, so tobte er wie ein Rasender und schlug, was ihm in den Weg kam. Er selbst hielt sich für verzaubert. Man kann leicht begreifen, welches Aussehen dieser Zustand des Kaisers verursachte und wie namentlich seine Verwandten dadurch aus das äußerste aufgeregt wurden. Matthias, welchem als dem ältesten Bruder des Kaisers zunächst die Pflicht oblag, sich von dessen Befinden persönlich zu unterrichten, eilte von Wien, wo er als Statthalter von Österreich lebte, nach Prag, und gewann da alsbald die Überzeugung von der dringenden Notwendigkeit, seinem Bruder einen Gehilfen in der Person eines vorausbestimmten Nachfolgers zu geben. Der Erzherzog konnte billigerweise annehmen, daß es ihm in Verein mit den andern Prinzen des Hauses gelingen dürste, den Kaiser zu überreden, in die Wahl eines Nachfolgers zu willigen, da er ohne legitime Erben war. Der so bestimmte Nachfolger konnte dann unter dem Titel eines römischen Königs als Koadjutor einen Teil der Reichsgeschäfte versehen, wenn dies die, Kränklichkeit des Kaisers weiter nötig machte. Es war das ein Ausweg, durch welchen Rudolf, dem alle Ehrenrechte, die meisten Einkünste und voll der Regierung so viel, als er versehen wollte und konnte, bleiben sollte, sich keineswegs gekränkt fühlen durfte, ein Ausweg, welchen zu wählen er nicht bloß seiner eigenen Gesundheit sondern auch seinem Hause schuldig war. Seit mehreren Generationen hatte sich das Haus Habsburg hie deutsche Krone dadurch gesichert, daß der regierende Kaiser die Wahl des Nachfolgers noch bei seinen Lebzeiten in die Hand nahm und so dieselbe nach Belieben lenkte. Eine gleich kluge Vorsicht hatten Ferdinand I. und Maximilian II. auch in Böhmen und Ungarn beteiligt und keiner von diesen Fürsten schied aus der Welt, ohne daß sein Erbe in den unangefochtenen Besitz aller Kronen trat, die er selbst besessen hatte. Wenn aber diese Vorsicht je nötig war, so war sie es gewiß jetzt, wo innere und äußere Feinde sich zum Angriff gegen die Habsburger bereit machten...“.