...gen der Pechvogel unter unseren deutschen Herrschern Geburtstag. Er stand nämlich im 30jährigen Krieg kurz davor das machtvolle Kaisertum der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer zu erneuern und damit schon 1630 zu tun, was fast 250 Jahre später unser Kaiser Wilhelm der Große (mit Hilfe Bismarcks und Moltkes) vollbracht hat. Damit wären unserem alten deutschen Reich nicht nur die schlimmsten Verwüstungen des 30jährigen Krieges erspart geblieben, sondern wir Deutschen hätten geeint den gallisch-türkischen Doppelangriff abwehren gekonnt. Das wäre womöglich für die Gallier 1870-71 gewesen und die Türken wären leicht in Konstantinopel selbst belagert worden, anstatt unsere deutsche Hauptstadt Wien berennen zu können. Doch die Nornen wollten es anders, wobei unser Kaiser Ferdinand mehrere schlimme Fehler begangen hat. So entließ er 1630 seinen Feldherren Wallenstein, verkleinerte sein Heer und verkündete seinen berühmt-berüchtigten Wiederherstellungserlaß. Dieser ließ eine gewaltsame Rekatholisierung befürchten und trieb die Lutheraner und Kalvinisten in die Armee des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Der landete bei Stralsund und schlug 1631 bei Breitenfeld den kaiserlichen Feldherren Tilly. Der anschließende Siegeslauf führte die Schweden bis nach München und erst jetzt betraute unser Kaiser Ferdinand den Wallenstein ein zweites Mal mit dem Oberbefehl. Bei Nürnberg zwang Wallenstein die Schweden zu Rückzug und in der Schlacht von Lützen fiel Gustav Adolf. Der Neid der Hofschranzen oder auch wirklicher Verrat - die Geschichtsforscher sind sich da uneinig - führten zur Ächtung Wallensteins. Obendrein traten nun auch die Gallier offen in den Krieg ein. Im Frieden von Prag verglich sich unser Kaiser Ferdinand zwar mit den protestantischen Reichsständen, doch nun war es zu spät und der 30jährige Krieg tobte bis 1648 weiter. Unser altes deutsches Reich blieb zersplittert und verwüstet zurück. Heimgegangen ist unser Kaiser Ferdinand im Jahre 1637 und hinterließ seinem Sohn Ferdinand III. ein schweres Erbe. Geboren wurde er 1578 in Wien und folgte 1619 seinem Vetter Matthias nach. Die Schlacht am Weißen Berg sicherte ihm 1620 den Besitz Böhmen und als seine Truppen bis 1628 die Dänen und Protestanten im Norden zerschmettert hatten, schien er das alte deutsche Kaisertum wiederherstellen zu können. Das Scheitern unseres Kaisers Ferdinands soll uns daher als Warnung dienen. Denn leicht hätte auch Wilhelm den Großen im Jahr 1866 ein ähnliches Schicksal ereilen können. Doch schliefen die Gallier und Bismarck vermochte den Vorfrieden von Nikolsburg durchzusetzen. Die Tragik unseres Kaisers Ferdinand ist wohl, daß hier das Geschick einen bestenfalls mittelmäßigen Herrscher vor eine große Aufgabe gestellt hat. In Wallenstein fand er zwar einen ungemein fähigen Feldherren, aber doch keinen uneigennützigen. Wallenstein verlangte und erhielt für seine Dienste die mecklenburgischen Herzogtümer... Für seinen katholischen Glaubenseifer kann unser Kaiser Ferdinand wenig. Denn dieser ist eine Frucht seiner Erziehung und wer solche Glaubenslehren für wahr hält, der meint wirklich für das Seelenheil seiner Untertanen auch mit Zwang sorgen zu müssen. Geheiratet hat unser Kaiser Ferdinand im Jahre 1600 Maria Anna von Bayern, mit der er sieben Kinder zeugte. Seine zweite Ehe mit Eleonore von Mantua blieb kinderlos. Nachzulesen gibt es die Geschichte von unserem Kaiser Ferdinand unter anderem bei unserem Schiller in seiner „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“ und darin beginnen wir mit der Thronbesteigung unseres Habsburgers und mit dem Zwergenaufstand der Böhmen: http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/schiller_krieg_1792 „Mit Matthias war die regierende Linie des deutschen Hauses Österreich so gut als erloschen; denn von allen Söhnen Maximilians lebte nur noch der einzige kinderlose und schwächliche Erzherzog Albrecht in den Niederlanden, der aber seine nähern Rechte auf diese Erbschaft an die Gräzische Linie abgetreten hatte. Auch das spanische Haus hatte sich in einem geheimen Reverse aller seiner Ansprüche auf die österreichischen Besitzungen zum Vorteil des Erzherzogs Ferdinand von Steiermark begeben, in welchem nunmehr der Habsburgische Stamm in Deutschland frische Zweige treiben und die ehemalige Größe Österreichs wieder aufleben sollte. Ferdinand hatte den jüngsten Bruder Kaiser Maximilians des Zweiten, Erzherzog Karl von Krain, Kärnten und Steiermark, zum Vater, zur Mutter eine Prinzessin von Bayern. Da er den ersten schon im zwölften Jahre verlor, so übergab ihn die Erzherzogin der Aufsicht ihres Bruders, des Herzogs Wilhelm von Bayern, unter dessen Augen er auf der Akademie zu Ingolstadt durch Jesuiten erzogen und unterrichtet wurde. Was für Grundsätze er aus dem Umgang eines Fürsten schöpfen mußte, der sich Andachts wegen der Regierung entschlagen, ist nicht schwer zu begreifen. Man zeigte ihm auf der einen Seite die Nachsicht der Maximilianischen Prinzen gegen die Anhänger der neuen Lehre und die Verwirrung in ihren Landen; auf der andern den Segen Bayerns und den unerbittlichen Religionseifer seiner Beherrscher; zwischen diesen beiden Mustern ließ man ihn wählen. In dieser Schule zu einem mannhaften Streiter für Gott, zu einem rüstigen Werkzeuge der Kirche zubereitet, verließ er Bayern nach einem fünfjährigen Aufenthalte, um die Regierung seiner Erbländer zu übernehmen. Die Stände von Krain, Kärnten und Steiermark, welche vor Ablegung ihres Huldigungseides die Bestätigung ihrer Religionsfreiheit forderten, erhielten zur Antwort, daß die Religionsfreiheit mit der Huldigung nichts zu tun habe. Der Eid wurde ohne Bedingung gefordert und auch wirklich geleistet. Mehrere Jahre gingen hin, ehe die Unternehmung, wozu in Ingolstadt der Entwurf gemacht worden, zur Ausführung reif schien. Ehe Ferdinand mit derselben ans Licht trat, holte er erst selbst in Person zu Loretto die Gnade der Jungfrau Maria und zu den Füßen Clemens' des Achten in Rom den apostolischen Segen. Es galt aber auch nichts Geringeres, als den Protestantismus aus einem Distrikte zu vertreiben, wo er die überlegene Anzahl auf seiner Seite hatte und durch eine förmliche Duldungsakte, welche Ferdinands Vater dem Herren- und Ritterstande dieser Länder bewilligt hatte, gesetzmäßig geworden war. Eine so feierlich ausgestellte Bewilligung konnte ohne Gefahr nicht zurückgenommen werden; aber den frommen Zögling der Jesuiten schreckte keine Schwierigkeit zurück. Das Beispiel der übrigen, sowohl katholischen als protestantischen Reichsstände, welche das Reformationsrecht in ihren Ländern ohne Widerspruch ausgeübt, und die Mißbräuche, welche die steierischen Stände von ihrer Religionsfreiheit gemacht hatten, mußten dieser Gewalttätigkeit zur Rechtfertigung dienen. Unter dem Schutze eines ungereimten positiven Gesetzes glaubte man ohne Scheu das Gesetz der Vernunft und Billigkeit verhöhnen zu dürfen. Bei dieser ungerechten Unternehmung zeigte Ferdinand übrigens einen bewundernswürdigen Mut, eine lobenswerte Standhaftigkeit. Ohne Geräusch und, man darf hinzusetzen, ohne Grausamkeit, unterdrückte er den protestantischen Gottesdienst in einer Stadt nach der andern, und in wenigen Jahren war dieses gefahrvolle Werk zum Erstaunen des ganzen Deutschlands vollendet. Aber indem die Katholischen den Helden und Ritter ihrer Kirche in ihm bewunderten, fingen die Protestanten an, sich gegen ihn, als ihren gefährlichsten Feind, zu rüsten. Nichtsdestoweniger fand das Gesuch des Matthias, ihm die Nachfolge zuzuwenden, in den Wahlstaaten Österreichs keinen oder nur einen sehr geringen Widerspruch, und selbst die Böhmen krönten ihn, unter sehr annehmlichen Bedingungen, zu ihrem künftigen König. Später erst, nachdem sie den schlimmen Einfluß seiner Ratschläge auf die Regierung des Kaisers erfahren hatten, wachten ihre Besorgnisse auf; und verschiedene handschriftliche Aufsätze von ihm, die ein böser Wille in ihre Hände spielte und die seine Gesinnungen nur zu deutlich verrieten, trieben ihre Furcht aufs Höchste. Besonders entrüstete sie ein geheimer Familienvertrag mit Spanien, worin Ferdinand dieser Krone, nach Abgang männlicher Erben, das Königreich Böhmen verschrieben hatte, ohne die Nation erst zu hören, ohne die Wahlfreiheit ihrer Krone zu achten. Die vielen Feinde, welche sich dieser Prinz durch seine Reformation in Steiermark unter den Protestanten überhaupt gemacht hatte, taten ihm bei den Böhmen die schlimmsten Dienste; und besonders zeigten sich einige dahin geflüchtete steiermärkische Emigranten, welche ein racherfülltes Herz in ihr neues Vaterland mitbrachten, geschäftig, das Feuer der Empörung zu nähren. In so widriger Stimmung fand König Ferdinand die böhmische Nation, als Kaiser Matthias ihm Platz machte. Ein so schlimmes Verhältnis zwischen der Nation und dem Thronkandidaten würde auch bei der ruhigsten Thronfolge Stürme erweckt haben – wie vielmehr aber jetzt im vollen Feuer des Aufruhrs, jetzt, da die Nation ihre Majestät zurückgenommen hatte und in den Zustand des natürlichen Rechts zurückgetreten war; jetzt, da sie die Waffen in Händen hatte, da durch das Gefühl ihrer Einigkeit ein begeisterndes Selbstvertrauen in ihr erwacht, ihr Mut durch die glücklichsten Erfolge, durch fremde Beistandsversprechungen und schwindlige Hoffnungen zur festesten Zuversicht erhoben war. Uneingedenk des an Ferdinand bereits übertragenen Rechts, erklärten die Stände ihren Thron für erledigt, ihre Wahl für völlig ungebunden. Zu einer friedlichen Unterwerfung war kein Anschein vorhanden, und wollte sich Ferdinand im Besitz der böhmischen Krone sehen, so hatte er die Wahl, sie entweder mit allem dem zu erkaufen, was eine Krone wünschenswert macht, oder mit dem Schwert in der Hand zu erobern. Aber mit welchen Hilfsmitteln sie erobern? Auf welches seiner Länder er seine Augen kehrte, stand alles in hellen Flammen. Schlesien war in den böhmischen Aufstand zugleich mit hineingerissen; Mähren war im Begriff, diesem Beispiel zu folgen. In Ober- und Unterösterreich regte sich, wie unter Rudolph, der Geist der Freiheit, und kein Landstand wollte huldigen. Ungarn bedrohte der Fürst Bethlen Gabor von Siebenbürgen mit einem Überfall: eine geheimnisvolle Rüstung der Türken erschreckte alle östlich gelegenen Provinzen; damit das Bedrängnis vollkommen würde, so mußten auch, von dem allgemeinen Beispiel geweckt, die Protestanten in seinen väterlichen Erbstaaten ihr Haupt erheben. In diesen Ländern war die Zahl der Protestanten überwiegend, in den meisten hatten sie die Einkünfte im Besitz, mit denen Ferdinand seinen Krieg führen sollte. Die Neutralen fingen an zu wanken, die Getreuen zu verzagen, nur die Schlimmgesinnten hatten Mut; die eine Hälfte von Deutschland winkte den Rebellen Ermunterung, die andere erwartete müßig den Anschlag; spanische Hilfe stand noch in fernen Landen. Der Augenblick, der ihm alles brachte, drohte, ihm alles zu entreißen...“.