... den Königsgeschlechtern die Kraft und das Glück nehmen. Wie gewaltig waren unsere Karolinger unter Karl dem Hammer, Karl dem Großen, Ludwig dem Deutschen und Arnulf! Doch brachten sie auch Karl den Dicken und Ludwig den Frommen hervor. Letzterer ging im Jahre 840 heim und regiert unser altes deutsches Reich von 814 an. Das Regieren muß man aber in Anführungszeichen setzen. Denn wie der Beiname Ludwigs des Ersten „der Fromme“ schon erahnen läßt, stand er unter dem Einfluß des Klerus uns sein Geist war ganz und gar erfüllt vom morgenländischen Eingottglauben, mit all seiner Weltabgewandheit, Gewaltlosigkeit und Schuldgefühlen. Man könnte die Regierung Ludwigs des Frommen auch die Rache der Götter für die gewaltsame Einführung des Christentums durch Karl den Großen in Sachsen ansehen. Denn Ludwig der Fromme hat mit seinem Leben gezeigt, daß der Mensch unmöglich ein Christ auf Erden sein kann. Geboren wurde er 778. Sein Vater war - wie man vielleicht schon erahnt - Karl der Große und seine Mutter dessen dritter Gattin Hildegard. In seiner Jugend wurde er von den Pfaffen unterrichtet und diese vergifteten seinen Geist. Schon zu Lebzeiten seines Vaters wurde Ludwig der Fromme zum Mitkaiser gekrönt und folgte diesem daher unangefochten nach. Sein ältester Sohn Lothar stürzte ihn 830, was jedoch dessen jüngere Brüder Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle nicht hinnehmen wollten. Es kam zum Bürgerkrieg im Frankenreich und diese sollten erst 843 mit dem Vertrag von Verdun ihr Ende finden. Ob das Auseinanderbrechen des Frankenreiches für uns Deutsche ein Unglück war oder nicht, wissen die Nornen allein. Denn Ludwig der Deutsche faßte alle unsere deutschen Stämme im östlichen Reichsteil zusammen, während die westlichen Franken mit den Galliern und die Langobarden mit den Italienern verschmolzen sind. Der Verlust der deutschen Sprache war die Folge davon. Es besteht die Möglichkeit, daß Ludwig der Fromme mit dem Verlust der altdeutschen Sagen und Heldenlieder zu tun, die sein Vater Karl der Große sammeln hat lassen. Aber die Quellenstellen hierzu sind nicht gerade eindeutig... In den heiligen Stand der Ehe trat unser Kaiser Ludwig der Fromme 794 mit Irmingard von Hespengau und 891 mit der Welfin Judith. Fünf Söhne und vier Töchter hatte er, wobei zwei seiner Kinder natürlich sind. Also von einem Kebsweib stammen. Die Totenmesse von unserem Tondichter Wolfgang Amadeus Mozart bekommt unser Karolinger zu seinem Heimgang von mir gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=sPlhKP0nZII Einen Abriß der Herrschaft unseres Kaisers Ludwigs des Frommen finden wir wie immer bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch in den „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ - ich beginne mit der Jugend unseres Karolingers: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html „Als Karl der Große im Jahre 778 seinen Zug über die Pyrenäen nach Spanien machte, begleitete ihn seine Gemahlin Hildegardis bis in das südliche Frankreich, in die Provinz, die damals Aquitanien genannt wurde. Sie blieb zu Chasseneuil am Flusse Lot, und hier wurden dem Kaiser zwei Zwillingssöhne geboren, Ludwig und Lothar, welcher letztere aber bald nach der Geburt starb. Der Vater, erfreut, daß ihm der eine erhalten war , beschloß, den Sohn im Lande seiner Geburt dereinst zum Statthalter unter dem Namen eines Königs von Aquitanien zu machen, um das Volk dieser Länder, welches noch immer seine frühere Selbstständigkeit nicht vergessen konnte, dadurch zu ehren und immer fester an sein Haus zu binden. Auch forderte die Nachbarschaft der feindseligen Araber in Spanien ein stets wachsames Auge. Ludwig war noch nicht drei Jahre alt, da ließ ihn Karl in Rom von seinem Freunde, dem Papst Hadrian, zum Könige salben. Dann ward er zurückgebracht, zu Orleans, am Eingange seines künftigen Reiches, gewaffnet und zu Pferde gesetzt und in seine neue Heimat eingeführt. Wer im fränkischen Reiche den Königsnamen führen wollte, mußte einen Krieger darstellen können. Zum Erzieher gab ihm der Vater einen gewissen Arnold mit, und damit die Versäumnisse seiner eigenen Erziehung sich an dem Sohne nicht wiederholten, ließ er ihn von früh an in allem Wissenswürdigen unterrichten. Aber dabei sollte er keineswegs in dem südlichen Lande und unter einem verweichlichten Volke ebenfalls weichlich werden, sondern alle Leibes- und Waffenübungen wurden mit ihm eifrig getrieben, und er hat in denselben solche Vollkommenheit erlangt, daß er gleich seinem Vater Allen voran leuchtete. Wäre sein Geist eben so stark geworden, als sein Körper, so hätte das Geschlecht der Karolinger nicht von ihm an zu sinken angefangen. Nachdem Ludwig vier Jahre in Aquitanien gewesen und bald sieben alt geworden war, wollte ihn sein Vater wiedersehen; er mußte zur Winterszeit, zu Pferde, an der Spitze der aquitanischen Scharen, die Karl gegen die Sachsen aufgeboten hatte, den weiten Weg in das Sachsenland machen und kam in den ersten Tagen des Januar 785 zu seinem Vater nach Paderborn. Er erschien in aquitanischer Tracht, mit Puffen an den Ärmeln und Beinkleidern, in Halbstiefeln und im kurzen runden Mantel, den Jagdspieß in der Hand. Wie er, war eine Schar gleichaltriger Aquitanier gekleidet, die ihn umgab. Ludwig sollte sich mit dem Volke , unter welchem er lebte, im Äußern gleich stellen. Aber auch seinem Vater und seinen Geschwistern sollte er sich nicht entfremden, - seine treffliche Mutter Hildegard war leider schon seit zwei Jahren tot; - darum behielt ihn Karl den ganzen Sommer bei sich, und da hat der Knabe gewiß auch die beiden tapfern Sachsenherzoge Wittekind und Abbio, mit welchen Karl sich in diesem Jahre versöhnte, kennen gelernt, wahrscheinlich auch ihrer Taufe in Attigny beigewohnt. Sie mögen einen bleibenden Eindruck aus den Knaben gemacht haben; Ludwig hat sich später immer sehr günstig für die Sachsen bewiesen, hat manche Harten seines Vaters gegen sie wieder gut gemacht; und die Sachsen haben es ihm durch treue Anhänglichkeit vergolten. Im Herbste des Jahres 785 kehrte Ludwig nach Aquitanien zurück. Es vergingen abermals fünf Jahre, da rief ihn der Vater wiederum zu sich, als er sich zum Awarenkriege rüstete, und behielt ihn bei sich bis zum Sommer des folgenden Jahres 791. Er war nun 13 Jahre alt geworden und ohne Zweifel kräftig an Wuchs und Gestalt; denn sein Vater trug kein Bedenken, ihn wehrhaft zu machen. Zum Zeichen dessen umgürtete er ihn aus einer großen Versammlung der Franken, Sachsen und Friesen zu Regensburg mit dem Schwerte. Wie dieser Tag der Wehrhaftmachung schon bei den alten Deutschen, wie uns Tacitus erzählt, einer der festlichsten Tage im Leben des Jünglings war, so ist er es auch gewiß für den jungen Königssohn gewesen. Aber den Gefahren eines ernsthaften Feldzuges wollte ihn der Vater noch nicht aussetzen; er nahm ihn mit bis an die Awarengrenze, dann schickte er ihn nach Regensburg zurück, wo er bei der Königin Fastrade den ritterlichen Dienst der Schutzwache, während des 52tägigen Awarenfeldzuges, versehen mußte. Im nächsten Jahre jedoch ließ ihn Karl einen wirklichen Feldzug, an der Spitze seiner Aquitanier und in Verbindung mit seinem älteren Bruder Pippin, der Langobarden verwaltete, gegen den Herzog Grimoald von Benevent mitmachen. Die jungen Könige drangen auch in das beneventanische Land ein, allein Mangel an Lebens mitteln, wegen mißratener Ernte, zwang sie bald wieder umzukehren. Ludwig lebte nun wieder längere Zeit in der Nähe seines Vaters, und jetzt, wie auch früher schon, wird er den Umgang und die Belehrung des trefflichen Alewin genossen haben. Sein Geist war für Unterricht und besonders für religiöse Eindrücke sehr empfänglich. Alewin liebte ihn deshalb vor den übrigen Söhnen Karls und hat vielleicht diese Neigungen des jungen Königs aus Kosten der Tatkraft zu sehr befördert. Nach seiner natürlichen Anlage zum mehr anschaulichen Leben hätte er müssen angefeuert und selbstständiger gemacht werden...“ Zu seinem Heimgang bekommt unser Kaiser Ludwig der Erste das Deutsche Requiem von unserem Brahms gespielt... https://www.youtube.com/watch?v=D_dxlS87yrw.