... der Erste (genannt Rotbart) heim. Neben seinem Enkel, Kaiser Friedrich dem Zweiten, der wohl bedeutendste Herrscher aus dem Hause der Staufer. Seinem Onkel Konrad dem Dritten folgte er 1152 nach und seine Wahl fand allgemeinen Beifall. Daher konnte er sich seinem großen Steckenpferd Italien zu wenden, wohin er sechs Heerfahrten unternahm. Diese verliefen zwar nicht immer glücklich, waren aber auch kein Schlag ins Wasser und mit dem Gewinn des Königreichs Sizilien machten die Staufer einen kleinen Quantensprung. Daneben zog er 1157 gegen Polen zur Felde und begab sich 1189 auf Kreuzzug. Für zahlreichen Nachwuchs hat unser Kaiser Friedrich der Erste auch gesorgt: Mit Beatrix von Burgund zeugte er die Söhne Friedrich, Heinrich, Otto, Konrad und Philipp, von denen Heinrich und Philipp ihrem Vater auf den Thron nachfolgten. Die aufsässige Stadt Tortona wird nun beim Otto von Freising belagert: „Nicht weit von diesem Ort lag die durch Natur und Kunst befestigte Stadt Tortona, die mit Mailand befreundet und gegen Pavia verbündet war. Nun beklagten sich die Einwohner von Pavia, sie erlitten von Tortona mehr Unbilden als von Mailand, denn obwohl die Stadt Pavia innerhalb der Mailänder Landzunge gelegen sei, liege doch der größte Teil seines Gebiets jenseits des Tessin, wo weder ein Berg noch ein Fluß Schutz vor ihrem Angriff biete; der König befahl daher Tortona,, die Gemeinschaft mit Mailand zu lösen und sich mit Pavia zu verbünden. Da die Stadt das aber ablehnte und es vorzog, der aufrührerischen und feindlich gesinnten statt der friedlichen und königstreuen Stadt verbündet zu sein, wurde sie als des Majestätsverbrechens schuldig selbst zur Feindin des Reiches erklärt und in die Acht getan. Der König rückte nun von Asti ab, um die Unbotmäßigkeit Tortonas ebenso wie die Astis zu bestrafen, und schlug sein Lager in der Markgrafschaft Busco auf. Dort hielt er einige Tage Rast und entschloß sich, seinen Bruder Konrad, den Herzog Berthold von Burgund und den bayrischen Pfalzgrafen Otto, seinen Bannerträger, mit einigen Rittern vorauszuschicken, um die Lage der Stadt zu erkunden. Nach dem Übergang über einen Fluß, der gewöhnlich Tanaroas genannt wird, ritten sie bis an die Stadt heran und musterten das ganze Gelände; dann lagerten sie sich in der Nähe an jenem Fluß. Am dritten Tage danach folgte ihnen der König und schlug am anderen Ufer des Flusses die Zelte auf, denn infolge eines plötzlichen Regengusses war der Fluß ungewöhnlich hoch angeschwollen, so daß er sich nicht mit seinen Leuten vereinigen konnte. Aber nach kurzer Zeit sank der Wasserspiegel des Flüßchens, und man konnte es mit einiger Mühe durchwaten ; so vereinigte sich der König mit seinen Leuten, rückte unverzüglich vor die Stadt, und gleich beim ersten Sturm nahm und eroberte er die mit Mauern und Türmen bewehrte Unterstadt; ihre Bürger konnten sich, wenn auch mit Mühe, dank der bereits anbrechenden Nacht und eines plötzlichen Unwetters in die höhergelegene Bug der Stadt zurückziehen. Tortona liegt fast am Fuße des Apennin au£ der Seite, wo, wie oben gesagt, Apennin und Pyrenäen aneinandergrenzen, und blickt auf die Ebene von Pavia und Mailand wie von einer Warte hinab: auf einem steilen Berge gelegen, der seine zerklüftete Front auf den jäh abfallenden Seiten vorstreckt, stolz auf ihre Türme, darunter vor allem einen aus Ziegelsteinen, der, einstmals von Tarquinius Superbus errichtet, jetzt von den Einwohnern „der Rote“ genannt wird; ausgezeichnet durch eine am Abhang des Berges gelegene, durch den Umfang ihrer Mauern, durch die Menge der hohen Türme und der Bevölkerung und einen Bach, der mitten hindurchfließt, ansehnliche Vorstadt. Nachdem der edle König, wie berichtet, die Vorstadt erobert hatte, belagerte er die eigentliche Burg und die Stadt. Die Burg wurde aber nicht nur durch ihre eigenen Mannen, sondern auch durch Truppen der Mailänder und Besatzungen benachbarter Barone, deren einer der Markgraf Opizo mit dem Beinamen Malaspina war, verteidigt; im Vertrauen auf diese starken Streitkräfte wagte man anzuordnen, sie sollten den Angriff des erzürnten Königs abschlagen. Diese berühmte Belagerung Tortonas begann im Februar zu Beginn der ersten Fastenwoche nach Aschermittwoch...“ In seiner schwäbischen Kunde hat unser Dichter Ludwig Uhland unseren Kaiser Friedrich besungen und so wird dieses schöne Gedicht zu seinem Heimgang natürlich aufgesagt: „Als Kaiser Rotbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge, wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not, Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwach im Magen, Fast mußte der Reiter die Mähre tragen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand, Des Rößlein war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach, Er hätt es nimmer aufgegeben Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück; Da sprengten plötzlich in die Quer Fünfzig türkische Reiter daher, Die huben an, auf ihn zu schießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forcht sich nit, Ging seines Weges Schritt vor Schritt, Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken Und tät nur spöttlich um sich blicken, Bis einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krummen Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut, Er haut ihm ab mit einem Streich Die beiden Vorderfüß zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht, Er schwingt es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch zu Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man wie zur Linken Einen halben Türken heruntersinken. Da packt die andern kalter Graus, Sie fliehen in alle Welt hinaus, Und jedem ist's, als würd ihm mitten Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, Die auch zurückgeblieben war, Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen, Der ließ den Schwaben vor sich kommen, Er sprach: „Sag an, mein Ritter wert! Wer hat dich solche Streich gelehrt?“ Der Held bedacht sich nicht zu lang: „Die Streiche sind bei uns im Schwang, Sie sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.“ Wem die alten Chroniken mal wieder zu staubig und zu klerikal sind, für den hat unser Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch in seinen „Bildnissen der deutschen Könige und Kaiser“ einen futuristischen Abriß der Regierung unseres Stauferkaisers auf Lager: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html „Friedrich war in dem kräftigen Mannesalter von 31 Jahren und die Natur hatte ein solches Gleichmaß der körperlichen und geistigen Kräfte in ihn gelegt, daß er nach menschlicher Voraussicht eine lange Laufbahn für sein nach großen Taten verlangendes Streben vor sich sehen durfte; und diese Erwartung hat ihn nicht betrogen; er hat 39 Jahre lang das königliche und 36 das kaiserliche Szepter geführt, und es sind wenige unter unsern Herrschern, deren Leben so reich an Taten und großartigen Schicksalen gewesen wäre, als das Friedrichs I. Und vorherrschend darf bei der Betrachtung desselben die Bewunderung seines starken, ritterlichen Herrschersinnes sein, wenn wir auch nicht immer die Richtung, welche seine Bestrebungen nahmen, als heilsam für Deutschland, billigen können. Sein Leben vom Jünglings bis zum Greisenalter ist einer großartigen Heldendichtung zu vergleichen, welche mit einem begeisterten Aufschwunge anhebt und endigt; denn in dem Kreuzzuge mit seinem Oheim, zu welchem ihn Begeisterung, gegen den Willen seines Vaters, trieb, sah er zuerst das Leben in seinen außerordentlichsten Erscheinungen, in den fremdartigen Gestalten des Morgenlandes, und unter so bedeutungsvollen Ausgaben und drohenden Gefahren, daß sich die volle Manneskraft daran entwickeln mußte; die selbe Stimmung des Gemütes, die den Jüngling nach dem heiligen Lande geführt hatte, leitete auch den Schritt des noch jugendlich fühlenden Greises denselben Pfaden zu, deren außerordentliche Eindrücke ein langes, wechselvolles Leben nicht hatte verwischen können. In der Mitte zwischen diesen beiden glänzenden Punkten aber entwickelt sich ein Schauspiel, welches keinen Raum für das Gemeine und Alltägliche darbietet, sondern immer, bei allen Wechselfällen des Lebens und bei aller Gewalt der Leidenschaften, die in der Weise jener Zeiten lag, das Gepräge eines kräftigen, großsinnigen und heldenmütigen Charakters an sich trägt. Welch ein hohes Bild von der Bestimmung eines Königs und Kaisers sich Friedrich gemacht hatte, wobei ihm die hehren Gestalten Karls und Ottos des Großen vor Augen standen, und wie er zugleich die Helden des Altertums, deren Taten er wohl kannte, nachzuahmen strebte, zeigen viele Züge und Äußerungen in seinem Leben. Sein Maßstab war von dem Außerordentlichsten hergenommen. In einem kurzen Abrisse der Begebenheiten der fünf ersten Jahre seiner Regierung, welche er für seinen Oheim, den Bischof Otto von Freisingen, niederschrieb, weil dieser eine ausführliche Geschichte dieser Jahre ausarbeiten wollte, sagt Friedrich: „Das, was Wir vom Anfange Unserer Regierung an vollbracht und aus Deinen Wunsch in kurzem Abrisse hier ausgezeichnet haben, würden Wir Deiner Beachtung gern empfehlen, wenn es nicht im Vergleich zu den Taten der Vorzeit, die von den trefflichsten Männern vollbracht sind, mehr Schalten als Taten genannt werden müßte. Weil Dein herrliches Talent jedoch das Niedrige emporzuheben und über einen geringen Stoff großartig zu schreiben versteht, so haben Wir, mehr im Vertrauen aus Dein Lob, als aus Unser Verdienst, das Wenige, was Wir vollbracht haben kurz niederschreiben wollen.“ Und Otto hat in der Darstellung dieser ersten fünf Jahre von Friedrichs Regierung ein so reiches Gemälde ausgestellt, daß wir es nur bedauern können, daß er so schnell abgebrochen hat. Der Fortsetzer dieser Lebensbeschreibung, der Canonieus Radewich in Freisingen, geht auch nur bis zum Jahre 1160, doch hat er ebenfalls Dankenswertes geleistet. Für die späteren Zeiten Friedrichs sind die Quellen nicht so reichhaltig. Friedrichs äußere Persönlichkeit entsprach dem Schwunge seiner Seele. Wir haben eine genaue Beschreibung derselben von Radewich; sie mag in ihrer Eigentümlichkeit hier einen Platz finden: „Sein Körper ist wohlgebaut“, sagt Radewich, „sein Wuchs von etwas mehr als mittlerer Größe, das Haar blond, aus der Stirn ein wenig gelockt; die Ohren werden von den Haaren kaum bedeckt, denn das Haar, wie der Bart, wird stets in der einem Kaiser geziemenden Kürze gehalten. Der Blick seiner Augen ist durch dringend und scharf, die Nase schön geformt, der Bart rötlich; seine Lippen schließen den nicht in die Breite gezogenen Mund. Die schneeweißen Zähne stehen in fester Reihe da. Die Farbe der Haut ist weiß und zugleich von jugendlicher Röte untergossen, und leicht tritt diese Röte aus sein Antlitz, nicht so sehr durch Regungen des Zornes, als des leicht bewegten seinen Gefühles. Der ganze Ausdruck des Gesichtes ist froh und heiter. Seine Schultern ragen etwas hervor, der Oberleib ist kräftig gebaut, die festgeformten Schenkel bieten das Bild männlicher Stärke dar. Sein Schritt ist fest, die Stimme klar, die ganze Haltung des Körpers männlich und, er mag stehen oder sitzen, würdevoll. Der Kaiser besitzt eine gleichmäßige Gesundheit, nur daß er mitunter von einem vorübergehenden Fieber ergriffen wird. Er liebt die Jagd und versteht vollkommen die Kunst, Pferde, Hunde, Falken auszuwählen, abzurichten und zu behandeln. Aus der Pirschjagd weiß er den Bogen trefflich zu handhaben und den Spieß zu schleudern; Du darfst ihm ausgeben, was er treffen soll, und er trifft. An seiner Tafel herrscht, bei allem königlichen Reichtume, doch das rechte Maß, so daß Völlerei entfernt bleiben muß. Beim Festspiele mäßigt er den königlichen Ernst, doch verliert er nie Würde und Haltung, und so zeigt er sich überhaupt im Verkehr mit seinen Vertrauten. In der Muttersprache ist er beredt, das Lateinische versteht er besser, als er es spricht; sehr eifrig liest er die Schriften und Taten der Alten. Die Armen beschenkt er gern mit eigner Hand, und eben so teilt er gern den Kirchen und Klöstern von dem Seinigen mit. Den gottesdienstlichen Handlungen widmet er hohe Verehrung und wohnt denselben schon vor dem Tageslichte, allein oder in geringer Begleitung, bei und ist den Italienern ein Vorbild in Verehrung der Bischöfe und Geistlichen. Seine Kleidung ist die vaterländische, einfach, aber anständig; der Glanz der Kriegsrüstung ist ihm lieber, als der Schmuck der Feste.“ So weit Radewichs Schilderung, die, wir fühlen es, mit Liebe entworfen ist...“.