...r deutscher Rechenkünstler und Sternforscher das Licht der Erdenwelt. Der Sohn eines Müllers hieß eigentlich Johannes, nahm aber schon sehr bald den Namen Königsberger an. Wir verdanken ihm die Verbesserung des Kalenders und der Sternenkunde überhaupt sowie der Rechenkunst und mancherlei nützliche Neuerung in der Mechanik. Die Altvorderen nahmen ihn in die Regensburger Walhalla auf und wir Panzertiere sehen keinen Grund dagegen Einspruch zu erheben. Früh war die Begabung unseres Regiomontanus sichtbar und so studierte er bereits mit zwölf Jahren an der Leipziger Hochschule die alten Sprachen und die Rechenkunst. In Wien wurde er der Schüler Georgs von Peurbach und machte mit diesem so manche bedeutende Entdeckung. Gemeinsam reisten sie nach Italien. Später lehrte unser Regiomontanus selbst in Wien, bevor er einige Jahre in den Dienst des Ungarnkönigs Matthias Rabe trat. Anno 1471 ließ er sich in Nürnberg nieder, wo er eine Druckerei für naturwissenschaftliche Schriften einrichtete. Anno 1475 rief ihn der Papst Gregor abermals nach Italien, um an der Kalendererneuerung mitzuwirken. Dort erlag er entweder der Pest oder dem Gift von Neidern... Zu lesen gibt es von unserem Regiomontanus „Ein neuer Kalender von allerlei Arznei durch die sieben Planeten“, „Fundamenta operationum, quae fiunt per tabulam generalem“, „Epytoma Joannis De monte regio in almagestum Ptolemaei“, „Commentariolum singulare contra traductionem Jacobi Angeli Florentini“, „De triangulis omnimodis“, „De recti ac curvi commensuratione“, „De cometae magnitudine, longitudineque ac de loco ejus vero problemata“, „De motu octavae sphaerae contra Thebit suosque sectatores“, „Epistola ad cardinalem Bessarionem de compositione et usu cujusdam meteoroscopii armillaris“; „Problemata 29 Sapheae“, „Algorithmus demonstratus“ oder „Compositio tabularum sinuum“ - die in der naturwissenschaftlichen Abteilung der Bücherei auf eurer heimischen Panzerritterburg nicht fehlen sollten. Einen Chronist fand unser Regiomontanus in seinem Zunftgenossen Siegmund Günther, der für die „Allgemeine Deutsche Biographie“ die Lebensbeschreibung unseres Naturwissenschaftlers beisteuerte: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008380/images/index.html?seite=566 „Johannes Müller, bekannter unter seinem latinisierten Namen Regiomontanus (auch Johannes Francus, Johannes Germanus genannt), Mathematiker, Mechaniker und Astronom. Müller, geboren den 6. Juni 1436, entweder in der heute zum Herzogtum Coburg gehörigen Stadt Königsberg bei Haßfurt oder in dem unweit derselben gelegenen Dörfchen Unfind, war der Sohn eines Müllers. Wahrscheinlich nach diesem Gewerbe führte er den Familiennamen, den er aber, wie schon erwähnt, häufig durch Joannes de monte Regio oder De Regiomonte, Kunisperger, Meister Hans de Kungsberg ersetzte. Die da und dort zu findende Angabe, er sei in irgend einem der anderen Orte des Namens Königsberg oder auch in der gleichfalls unterfränkischen Stadt Königshofen geboren, beruht zweifellos auf Irrtümern. Wie sich Müller in der kleinen Vaterstadt gelehrte Bildung aneignen konnte, wissen wir nicht, so viel steht aber fest, daß er bereits im zwölften Lebensjahre die Heimath verließ, um die Universität Leipzig zu beziehen. Sein Hauptstudium daselbst bildeten die alten Sprachen und die mathematischen Wissenschaften; daß er sich auch mit Theologie beschäftigt habe, ist nicht wahrscheinlich, obwohl er später zu hohen kirchlichen Würden aufstieg. Die Mathematik war jedoch an der sächsischen Hochschule nicht so vertreten, wie Müller gewünscht hätte, und so machte er sich nach dreijährigem Aufenthalte daselbst wieder auf und lenkte seine Schritte nach Wien, wo schon seit einem Jahrhundert eine mathematische Schule blühte, deren Glanz erst neuerdings durch das Auftreten eines ebenso jungen wie tüchtigen Professors, Georgs von Peurbach, neu entfacht worden war. Es wird erzählt, der junge Ankömmling sei sofort, ohne Fürsprache oder Empfehlungsschreiben, vor Peurbach hingetreten, habe ihm seine Geschicke erzählt und der festen Überzeugung Ausdruck gegeben, daß er sich in seinem Vertrauen nicht enttäuscht sehen werde; der berühmte Gelehrte habe darauf den Knaben umarmt und ihn seiner kräftigen Unterstützung versichert. Peurbach hielt Wort, denn er zog den strebsamen Jüngling ganz zu sich heran und beschränkte sich nicht darauf, ihn Dasjenige zu lehren, was auch den übrigen Studenten geboten wurde, sondern er weihte ihn in sein eigenes Geistesleben ein und bezeichnete ihm diejenigen Probleme, deren Lösung die Wissenschaft jener Tage als ihr nächstes Ziel anzustreben hatte. Die alphonsinischen Tafeln, so sagte er ihm, seien im höchsten Grade fehlerhaft, man bedürfe eines guten Kataloges der Fundamentalsterne, sowie auch schärferer Bestimmung der ekliptischen Kardinalpunkte; zu dem Zwecke, diese Verbesserungen allmählich bewirken zu können, stellte Peurbach mit seinem Schüler eine Reihe von Beobachtungen an. Den 9. September 1457 wollte Bose als den eigentlichen Geburtstag der neueren Sternkunde betrachtet wissen, weil an diesem Tage beide Männer zu Mölk an der Donau eine sehr gelungene Mondfinsternißbeobachtung angestellt hatten. Einige Stockung ward in dieses eifrige Zusammenarbeiten allerdings durch den Umstand gebracht, daß der Kardinal Bessarion, einer der gelehrten griechischen Flüchtlinge (1395 bis 1472), in der Ausübung kirchlich-diplomatischer Pflichten nach Wien kam und dort mit Peurbach in näheren Verkehr trat, denn er wußte den letzteren zu bestimmen, behufs bequemerer Ausführung der projektierten Arbeiten nach Rom überzusiedeln. Peurbachs treue Freundschaft für seinen Zögling ließ ihn jedoch die von dem Kirchenfürsten gerne bewilligte Bedingung stellen, daß auch Müller die Reise mitmachen dürfe, und so eröffnete sich für diesen, der schon in Wien die griechischen Mathematiker lieb gewonnen, den Archimedes zum Beispiel aber nur aus der Bearbeitung des Jakob von Cremona kennen gelernt hatte, die willkommenste Gelegenheit, unmittelbar aus dem Borne des Altertums zu schöpfen. Der Zeitpunkt der Romfahrt ist bis jetzt nicht genau festgestellt worden. Gleich nach seiner Ankunft widmete sich Müller eifrig dem Studium der griechischen Sprache und zwar mit der Unterstützung des damals berühmten Philologen Georg von Trapezunt, der später einer seiner grimmigsten Feinde wurde. Peurbach war während der Vorbereitungen zur Reise 1461 in dem jugendlichen Alter von 38 Jahren plötzlich gestorben, allein so tief Müller den Verlust des väterlichen Freundes auch empfinden mochte, so zog er persönlich doch nur Vorteil davon, denn der Kardinal, der die Bedeutung des jungen Mannes mit richtigem Scharfblick durchschaut hatte, schenkte ihm nunmehr seine volle Zuneigung und setzte ihn in den Stand, sich sorgenfrei ausschließlich seinen wissenschaftlichen Neigungen hingeben zu können. Als Bessarion im Jahre 1462 eine Geschäftsreise nach Griechenland unternehmen mußte, ließ er seinem Schützling die Wahl, in Rom, in Ferrara, in Padua oder in Venedig seine Rückkehr abzuwarten. Fürs Erste blieb derselbe in Rom, mit dem Studium griechischer Handschriften sowie mit Himmelsbeobachtungen eifrig beschäftigt, später scheint er kurze Zeit sich auch in Viterbo aufgehalten zu haben, und dann reiste er nach Ferrara, dem Sitze einer im späteren Mittelalter zu hoher Blüte gelangten Universität, wo die Hellenisten Theodor von Gaza und Guarini, sowie der Astronom Bianchini (Blanchinus) ihm befreundet wurden. Wahrscheinlich bei Ersterem vervollkommnete er sich in den alten Sprachen noch mehr und lernte sogar gute griechische Verse machen. Doch brachte der Aufenthalt in Ferrara auch seiner Hauptwissenschaft guten Nutzen ein, denn hier begann er den Text des ptolemäischen Almagestes in seiner Reinheit wiederherzustellen und die massenhaften Fehler in der Übersetzung des Trapezuntiers auszumerzen. Das Jahr 1463 sah M. in Padua, wo er, wie das damals an den Hochschulen nichts seltenes war, Gastrollen als Dozent gab und Vorträge über das beliebte astronomische Lehrbuch des Arabers Alfraganus hielt; auch beobachtete er dort am 2. April 1464 eine totale Mondverfinsterung. Offenbar in dem Wunsche, Bessarion bei seiner Ankunft in Italien zu bewillkommnen, begab sich M. von Padua nach Venedig und entfaltete daselbst eine rege literarische Tätigkeit. Er begann nämlich mit der Ausarbeitung seiner Trigonometrie, schrieb seine Widerlegung der cusanischen Kreisquadratur und vertiefte sich zugleich in kalendarische Studien; es hatte ihn gewaltig gewurmt, daß ein Rabbiner in seiner und des Kardinals Gegenwart den Christen deren mangelhafte Festrechnung vorgeworfen hatte. Wenn wir einer solchen Anzahl gelehrter Arbeiten gedenken und zugleich des oben angegebenen Termines der Paduaner Beobachtung eingedenk bleiben, so müssen wir die Rückkehr Müllers nach Rom, die nach Wolf zu Anfang 1464 erfolgt sein sollte, wohl auf einen etwas späteren Zeitpunkt verlegen. Mehrere Jahre verflossen nunmehr in ununterbrochener energischer Geistesarbeit, allein im Jahre 1468 gestaltete sich die Stellung, welche Georg von Trapezunt samt seinen Söhnen seinem Kritiker gegenüber einnahm, so unfreundlich und drohend, daß Müller, der seinen Patron Bessarion noch immer in weiter Ferne wußte, schleunigst Rom verließ. Er wandte seine Schritte nach Wien; in seinem Reisegepäck verwahrte er einen kostbaren Schatz lateinischer und griechischer Codices, darunter Bessarions selbstgefertigte Handschrift der μεγάλη σύνταξις...“.