...lt geweiht.“ - Diesem Wahlspruch wurde unser großer deutscher Rechenkünstler, Sternenkundler und Naturforscher Karl Friedrich Gauß fürwahr. Er wurde 1777 im sächsischen Braunschweig geboren und sagte von sich selbst, daß er das Rechnen noch vor dem Sprechen erlernt habe. Entsprechend unterfordert war er auch in der Schule und wurde vom Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig gefördert. Er studierte in Göttingen und hoffte auf die Errichtung einer Sternwarte in Braunschweig. Doch fiel unser Herzog von Braunschweig 1806 in der Schlacht von Jena und so mußte unser Carl Friedrich Gauß in Göttingen einen Lehrstuhl annehmen und leitete auch die dortige Sternwarte. Einen Ruf nach Wien lehnte er später ab und wurde zum Geheimen Hofrat ernannt. Er war befreundet mit Alexander von Humboldt und heiratete zwei Mal. Johanna Osthoff 1804 und 1810 Wilhelmine Waldeck. Mit ersterer hatte er zwei Söhne und mit letzterer eben so viele und eine Tochter – was fünf Kinder macht. Sein Schaffen gehört zu höheren Rechenkunst, die man den einfachen Leuten nur sehr schwer erklären kann. Wer mit dieser in Berührung gekommen ist, der weiß jedoch um die Verdienste von unserem Carl Friedrich Gauß... „Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnisse des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte“, „Dioptrische Untersuchungen“, „Allgemeine Flächentheorie“, „Beiträge zur Theorie der algebraischen Gleichungen“, „Astronomische Abhandlungen“, „Theorie der Bewegung der Himmelskörper, welche in Kegelschnitten die Sonne umlaufen“, „Allgemeine Grundlagen einer Theorie der Gestalt von Flüssigkeiten im Zustand des Gleichgewichts“, „Analysis“, „Untersuchungen über höhere Arithmetik“, „Wahrscheinlichkeitsrechnung und Geometrie“, „Arithmetik und Algebra“, „Die Intensität der erdmagnetischen Kraft auf absolutes Maß zurückgeführt“, „Mathematische Physik“, „Theoretische Astronomie“ oder „Geodäsie“ lauten die Namen seiner Bücher oder der Sammelbände für seine Aufsätze und diese sollten in der naturwissenschaftlichen Abteilung von keiner Panzerbücherei fehlen. Aufgrund des ledigen Verbotes der nordischen Todesmetallmusik gibt es einmal mehr Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie zu hören: https://www.youtube.com/watch?v=7pszB5Ic2KA Dazu werfen wir einen Blick in die Abhandlung „Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte“ von unserem Carl Friedrich Gauß: https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/gauss_lehrsaetze_1840 „Die Natur bietet uns mancherlei Erscheinungen dar, welche wir durch die Annahme von Kräften erklären, die von den kleinsten Teilen der Substanzen auf einander ausgeübt werden, und den Quadraten der gegenseitigen Entfernungen umgekehrt proportional sind. Vor allen gehört hierher die allgemeine Gravitation. Vermöge derselben übt jedes ponderable Molekül μ auf ein anderes μ' eine bewegende Kraft aus, welche, wenn man die Entfernung = r setzt, durch ausgedrückt wird, und eine Annäherung in der Richtung der verbindenden geraden Linie hervorzubringen strebt. Wenn man zur Erklärung der magnetischen Erscheinungen zwei magnetische Flüssigkeiten annimmt, wovon die eine als positive Größe, die andere als negative betrachtet wird, so üben zwei derartige Elemente μ, μ' gleichfalls eine bewegende Kraft auf einander aus, welche durch gemessen wird, und in der verbindenden geraden Linie wirkt, aber als Abstoßung, wenn μ, μ' gleichartig, als Anziehung, wenn sie ungleichartig sind. Ganz ähnliches gilt von der gegenseitigen Wirkung der Teile der elektrischen Flüssigkeiten auf einander. Das linearische Element ds eines galvanischen Stroms übt auf ein Element des magnetischen Fluidums μ (wenn wir letzteres zulassen) ebenfalls eine bewegende Kraft aus, die dem Quadrate der Entfernung r umgekehrt proportional ist: aber hier tritt zugleich der ganz abweichende Umstand ein, daß die Richtung der Kraft nicht in der verbindenden geraden Linie, sondern senkrecht gegen die durch μ und die Richtung von ds gelegte Ebene ist, und daß außerdem die Stärke der Kraft nicht von der Entfernung allein, sondern zugleich von dem Winkel abhängt, welchen r mit der Richtung von ds macht. Nennt man diesen Winkel θ, so ist das Maß der bewegenden Kraft, welche ds auf μ ausübt, und eben so groß ist die von μ auf das Stromelement ds oder dessen ponderabeln Träger ausgeübte Kraft, deren Richtung der erstern entgegengesetzt parallel ist. Wenn man mit Ampere annimmt, daß zwei Elemente von galvanischen Strömen ds, ds' in der sie verbindenden geraden Linie anziehend oder abstoßend auf einander wirken, so nötigen uns die Erscheinungen, diese Kraft gleichfalls dem Quadrate der Entfernung umgekehrt proportional zu setzen, zugleich aber erfordern jene eine etwas verwickeltere Abhängigkeit von der Richtung der Stromelemente. Wir werden uns in dieser Abhandlung auf die drei ersten Fälle oder auf solche Kräfte einschränken, die sich in der Richtung der geraden Linie zwischen dem Elemente, welches wirkt, und demjenigen, auf welches gewirkt wird, äußern, und schlechthin dem Quadrate der Entfernung umgekehrt proportional sind, obwohl mehrere Lehrsätze mit geringer Veränderung auch bei den andern Fällen ihre Anwendung finden, deren ausführliche Entwickelung einer andern Abhandlung vorbehalten bleiben muß. Wir bezeichnen mit a, b, c die rechtwinkligen Koordinaten eines materiellen Punktes, von welchem aus eine abstoßende oder anziehende Kraft wirkt; die beschleunigende Kraft selbst in einem unbestimmten Punkte O, dessen Koordinaten x, y, z sind, mit wo also μ für den ersten Fall des vorhergehenden Artikels die im erstern Punkte befindliche ponderable Materie, im zweiten und dritten das Quantum magnetischen oder elektrischen Fluiduns ausdrückt. Wird diese Kraft parallel mit den drei Koordinatenachsen zerlegt, so entstehen daraus die Komponenten [Formel 1] wo ε = + 1 oder = — 1 sein soll, je nachdem die Kraft anziehend oder abstoßend wirkt, was sich nach der Beschaffenheit des Wirkenden und des die Wirkung Empfangenden von selbst entscheidet. Diese Komponenten stellen sich dar als die partiellen Differentialquotienten [Formel 2] Wirken also auf denselben Punkt O mehrere Agentien μ0, μ', μ'' und so fort aus den Entfernungen r0, r', r'' und so fort, und setzt man [Formel 3] so werden die Komponenten der ganzen in O wirkenden Kraft durch [Formel 4] dargestellt. Wenn die Agentien nicht aus diskreten Punkten wirken, sondern eine Linie, eine Fläche oder einen körperlichen Raum stetig erfüllen, so tritt an die Stelle der Summation Σ eine einfache, doppelte oder dreifache Integration. Der letzte Fall ist an sich allein der Fall der Natur: allein da man oft dafür, unter gewissen Einschränkungen, fingierte in Punkte konzentrierte, oder auf Linien oder Flächen stetig verteilte Agentien substituiren kann, so werden wir jene Fälle mit in unsre Untersuchung ziehen, wobei es unanstößig sein wird, von Massen, die auf eine Fläche oder Linie verteilt, oder in einen Punkt konzentriert sind, zu reden, insofern der Ausdruck Masse hier nichts weiter bedeutet, als dasjenige, wovon Anziehungs- oder Abstoßungskräfte ausgehend gedacht werden...“.