...er Naturforscher August Wilhelm von Hofmann geboren. Er leistete Bedeutendes auf dem Gebiet der Stoffkunde und rief die deutsche Gesellschaft für Stofflehre ins Leben. Sein Vater Philipp war Baumeister und so fiel der Apfel nicht ganz so weit vom Stamm. An der Gießener Hochschule studierte unser Hofmann ab Anno 1836 und sollte eigentlich Rechtsgelehrter werden. Doch zog er es vor die Vorlesungen unseres Justus von Liebig über die Stoffkunde zu hören. Er wurde dessen Schüler und erlangte bereits Anno 1841 die Doktorwürde. In Bonn erwarb er Anno 1845 die Hochschullehrbefugnis. Nach einigen Jahren in England zog unser Hofmann Anno 1865 nach Berlin, wo er fortan an der berühmten Friedrich Wilhelms Hochschule lehrte und forschte. Neben seinen Forschungen verfaßte er auch Lehrbücher über die Stoffkunde und brachte deren Geschichte zu Papier. Vor den Traualtar trat unser Hofmann gleich vier Mal: Mit Helene Moldenhauer Anno 1846, mit Rosamunde Wilson Anno 1856, mit Elise Moldenhauer Anno 1866 und zuletzt Anno 1873 mit Berta Tiemann; und zeugte elf Kinder. Neben 250 Fachberichten gibt es von unserem Hofmann die Bücher „Einleitung in die moderne Chemie“, „Die organische Chemie und die Heilmittellehre“ und „Chemische Erinnerungen aus der Berliner Vergangenheit“ zu lesen. Zur Salzsäure kommt unser Hofmann nun in seiner „Einleitung in die moderne Chemie“ und wir mit ihm: https://archive.org/details/bub_gb_40dJdlN0h2kC „Das Wasserstoffgas, welches wir aus der Salzsäure, dem Wasser und dem Ammoniak bei der Berührung mit gewissen Metallen sich entwickeln sahen, lässt sich aus diesen Körpern auch durch die Einwirkung der Elektrizität entbinden. Unter den bemerkenswerten Eigenschaften, welche die elektrischen Kräfte charakterisieren, finden wir auch diese, dass sie in den Körpern Veränderungen hervorzurufen im Stande sind, wie wir sie im Eingange dieser Vorträge als chemische bezeichnet haben. Es liegt außer dem Bereiche dieser Umrisse, das Wesen der Elektrizität näher zu erörtern, noch weniger können wir uns auf die Beschreibung der zur Entwicklung der elektrischen Kraft dienenden Apparate einlassen. Der Plan dieser Vorträge erlaubt uns nicht auf Fragen einzugehen, welche ganz eigentlich dem Gebiete der Physik angehören. In logisch geordneter Reihenfolge sollte das Studium der Physik dem der Chemie vorangehen, und wir dürfen daher eine gewisse Bekanntschaft mit den physikalischen Kräften und ihren Gesetzen voraussetzen. Jedenfalls mag es hier genügen, an einige Ausdrücke zu erinnern, deren Bedeutung uns klar sein muss, wenn nicht der freie Gang unserer Forschung durch weitschweifige Umschreibungen gehemmt werden soll. Der Apparat, dessen wir uns zur Entwicklung der elektrischen Kraft bedienen wollen, heißt die elektrische Säule oder Batterie. Die Drähte, an denen sich die entwickelte Kraft fortbewegt und zumal die Endpunkte derselben, in denen sie zur Geltung kommt, nennen wir die Pole, oder Elektroden. In jeder Batterie bezeichnet man den einen Pol als den positiven, den andern als den negativen. In der Batterie, welche bei unseren Versuchen dienen soll (und welche aus Zink-Kohle-Elementen besteht), geht der positive Pol von dem Kohlenende, der negative von dem Zinkende aus. Da die Poldrähte häufig in ätzende Flüssigkeiten eintauchen, so bestehen die äußersten Enden zweckmäßig aus schwerveränderlichen Körpern wie Platin oder Kohle. Wir wollen nunmehr die Elektrizität nacheinander auf die Salzsäure, auf das Wasser, und auf das Ammoniak einwirken lassen; die Erscheinungen, welche wir beobachten, sind von ganz besonderem Interesse, insofern sie auf die Natur dieser drei Körper ein helles Licht werfen. Zur Entwicklung des elektrischen Stromes bedienen wir uns einer Zink-Kohle-Batterie von zwei oder drei Elementen, deren Pole in dünnen Platinplatten endigen. Taucht man die Pole einer solchen Batterie in konzentrierte Salzsäure, so sieht man alsbald an denselben dünne Gasblasen aufsteigen, während die Flüssigkeit einen eigentümlichen erstickenden Geruch annimmt. Wird der Versuch in einem geschlossenen Gefäße zum Beispiel in einem kleinen Glaszylinder vorgenommen, dessen Kork eine Entbindungsröhre trägt und gleichzeitig den Polen Durchgang gestattet, so lässt sich das entwickelte Gas in mit warmem Wasser gefüllten Zylindern auf die gewöhnliche Weise aufsammeln. Das so erhaltene Gas ist entzündlich, eine Eigenschaft, welche uns sogleich an den Wasserstoff erinnert; allein sein eigentümlicher Geruch beweist zur Genüge die Gegenwart eines zweiten Gases, welches wir bis jetzt nicht kennen gelernt haben. Die Gegenwart eines zweiten Gases verrät sich ferner durch die bleichenden Eigenschaften des entwickelten Gasgemenges. Ein mit Wasser befeuchteter Streifen blauen oder roten Lackmuspapiers verliert in Berührung mit dem Gase alsbald seine Farbe. Erteilt man der Salzsäure, welche dem Versuche unterworfen wird, durch Zusatz von ein paar Tropfen Indigolösung eine blaue Farbe, so verschwindet dieselbe schon wenige Augenblicke nachdem die Gasentwicklung begonnen hat. Reines Wasserstoffgas ist ohne alle Einwirkung auf Pflanzenfarben. Es ist nunmehr unsere Aufgabe, das dem Wasserstoff beigemengte zweite Gas zu sondern, um seine Eigenschaften studieren zu können. Diese Sonderung lässt sich mittelst einer V-förmig gebogenen Glasröhre 'bewerkstelligen. Der eine Schenkel dieser Röhre ist offen, der andere geschlossen und mit einem in das Glas eingeschmolzenen Platindraht versehen, dessen unteres Ende in der Nähe des Bugs eine Platinplatte trägt. In diese V-Röhre gießen wir mit Indigolösung blau gefärbte Salzsäure (von 1,1 spezifischem Gewicht), so dass der geschlossene Schenkel seiner ganzen Länge nach, der offene zur Hälfte gefüllt ist. Wir lassen nun den elektrischen Strom in der Weise durch die Salzsäure gehen, dass wir den aus dem geschlossenen Ende hervorragenden Platindraht mit dem negativen Pole der Säule verbinden, während der positive Pol, gleichfalls in einer Platinplatte endigend, in den offenen Schenkel taucht. Wir beobachten, dass sich fast ausschließlich an dem negativen Pole Gas entbindet; an dem positiven Pole ist die Gasentwicklung so gering, dass sie der Beobachtung entgehen könnte, wenn nicht die Entwicklung des bereits erwähnten erstickenden Geruch und die rasche Entfärbung der indigoblauen Flüssigkeit unsere Aufmerksamkeit den langsam und spärlich aufsteigenden Gasbläschen zu lenkte. Dem an dem negativen Pole entbundenen Gas, welches sich in dem geschlossenen Schenkel ansammelt, geht diese Bleichkraft ab; die Flüssigkeit bleibt blau. Sobald sich eine hinreichende Menge dieses Gases angesammelt hat - acht bis zehn Minuten sind in der Regel hinreichend - unterbrechen wir den elektrischen Strom und lassen das Gas in den offenen, nunmehr bis zur Mündung mit Wasser angefüllten und mit dem Daumen geschlossenen Schenkel übertreten. Es ist entzündlich und wir erkennen es ohne Schwierigkeit als Wasserstoff...“.