... Anfang. Unsere VI. Armee versuchte dabei die wichtige russische Industriestadt einzunehmen und die Wolga zu sperren, eine der wichtigsten Verkehrsadern Rußlands. Ende November 1942 wurde sie dort eingekesselt und da alle Entsatzversuche scheiterten und sie nicht ausbrach, wurde sie bis zum Anfang Februar 1943 vollständig aufgerieben. Wir Deutschen erlitten dabei einen Verlust von 300,000 Mann, während der Verlust der Russen deutlich über eine Million beträgt. Jedoch war unsere VI. Armee eine tragende Säule unserer Heeresgruppe Süd und deren Auslöschung riß auch die verbündeten Heere der Ungarn, Italiener und Rumänen mit ins Verderben. Mit seiner berühmten Panzerrochade von Charkow stellte unser Feldmarschall Erich von Manstein die Lage halbwegs wieder her und schuf so die Grundlage für das Unternehmen Zitadelle im Sommer 1943. Geführt hat unsere VI. Armee unser Feldmarschall Friedrich Paulus. Ihm ist wohl auch die Hauptverantwortung für den Untergang seiner Armee anzulasten, da er umgehend hätte Ausbrechen müssen. Denn zum einen braucht eine neuzeitliche Armee Unmengen an Nachschub und vermag sich bei einer Einkesselung nicht lange zu halten und zum anderen waren im Bereich unserer Heeresgruppe Süd keine Reserven für einen Entsatz vorhanden und konnten auch nicht von anderen Fronten herbeigeschafft werden. Bei der Heeresgruppe Süd (damals B genannt) trug unser Feldmarschall Maximilian von Weichs die Verantwortung und beim Oberkommando haben die Sache der Autobahnbauer und unser Generaloberst Franz Halder versemmelt. Denn die Planung des „Falls Blau“ war man wieder reichlich unsinnig. Obwohl man im Süden die Entscheidung suchte, wurde unser Feldmarschall Erich von Manstein mit seiner XI. Armee (die gerade die russische Festung Sewastopol erstürmt hatten) vor Petersburg verlegt (was allerdings unsere XVIII. Armee vor dem Schicksal unserer VI. Armee bewahrte). Besser wäre es gewesen, Stalingrad von unserer XI. Armee erstürmen zu lassen und unsere VI. Armee die Flanken bewachen zu lassen. Mit ihren beweglichen Verbänden war unsere VI. Armee im Häuserkampf sowie fehl am Platze. Als das Kind im November in den Brunnen gefallen war, wurde unser Feldmarschall Erich von Manstein zum Oberbefehlshaber unserer Heeresgruppe Süd (die damals noch Don hieß) ernannt. Gemeinsam mit unserem Generaloberst Hermann Hoth versuchte er unserer VI. Armee den Ausbruch zu ermöglichen. Den untersagte allerdings der Autobahnbauer und so stieß unsere IV. Panzerarmee vergebens bis auf 50 Kilometer auf Stalingrad vor. Hier gibt es zwar auch andere Stimmen, aber wir Panzertiere folgen her der Mansteinschen Darstellung. Das Versprechen von unserem Reichsmarschall Hermann Göring, unsere VI. Armee aus der Luft versorgen zu können, soll übrigens der Grund dafür gewesen sein, daß dieser der Ausbruch verboten wurde. Und es paßt auch ins Muster, da der Autobahnbauer nur ungern einmal gewonnen Boden wieder aufgab - wohl eine Folge des Grabenkampfes im Vierjährigen Krieg. Ähnlichen Unfug sehen wir später noch auf der Krim (XVII. Armee) oder in Nordafrika. „Der gute Kamerad“ habe ich mir für unsere VI. Armee zum Heldengedenken ausgesucht: https://www.bitchute.com/video/ln3VvTZh8jo/ „Ich hatt’ einen Kameraden, Einen bessern findst du nit. Die Trommel schlug zum Streite, Er ging an meiner Seite In gleichem Schritt und Tritt. Eine Kugel kam geflogen, Gilt’s mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen, Er liegt mir vor den Füßen, Als wär’s ein Stück von mir. Will mir die Hand noch reichen, Derweil ich eben lad. Kann dir die Hand nicht geben, Bleib du im ew’gen Leben Mein guter Kamerad!“ Unser Feldmarschall von Manstein schildert uns die Schlacht um Stalingrad in seinem Panzerbuch „Verlorene Siege“; ich beginne mit seiner berühmten Vorrede: „Wanderer, kommst Du nach Sparta, verkündige dorten, Du habest uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl.“ Niemals werden diese Verse, durch die uns die Kunde von dem Heldentum der Verteidiger der Thermopylen überliefert worden ist und die seither als das Hohelied der Tapferkeit, der Treue und des Gehorsams gegolten haben, in Stein gemeißelt werden zu Stalingrad, in der Stadt an der Wolga, zum Gedenken an den Opfergang der dort untergegangenen deutschen VI. Armee. Über den verwehten Spuren der dort gefallenen, verhungerten, erfrorenen deutschen Soldaten wird sich wohl nie ein Kreuz, ein Gedenkstein erheben. Die Erinnerung aber an ihr unsagbares Leiden und Sterben, an ihre beispiellose Tapferkeit, Treue und Pflichterfüllung wird die Zeiten überdauern, wenn längst das Triumphgeschrei der Sieger verhallt, wenn die Klagen des Leides, der Zorn der Enttäuschten und Verbitterten verstummt sein werden. Mag diese Tapferkeit vergeblich gewesen, mag diese Treue einem Mann gehalten worden sein, der sie weder verstand noch erwiderte und darum auch nicht verdiente, hat diese Pflichterfüllung auch in den Tod oder in die Gefangenschaft geführt, so bleibt doch diese Tapferkeit, diese Treue, diese Pflichterfüllung ein Hoheslied deutschen Soldatentums! Eines Soldatentums, das heute zwar untergegangen ist und das in einem Zeitalter überlebt erscheint, in dem man aus sicherer Entfernung alles Leben auslöschende Atombomben zu versenden vermag. Dessen Heldentum aber trotzdem der Überlieferung ebenso wert erscheint wie das, dem jene Verse einst gewidmet worden sind. Ein Opfer mag vergeblich erscheinen, wenn es einer verlorenen Sache gebracht, eine Treue sinnlos, wenn sie einem Regime geschenkt wurde, das sie nicht zu achten verstand. Gehorsam mag sich als verfehlt herausstellen, wenn die Bedingungen, auf denen er beruhte, sich als trügerisch erwiesen haben. Der ethische Wert der Gesinnung, die die Soldaten der VI. Armee ihren Opfergang bis zum Ende gehen ließ, bleibt dennoch bestehen. Das Heldentum der deutschen VI. Armee zu beschreiben, wird vielleicht einmal die Feder eines echten Dichters fähig sein. Das Leiden und Sterben der deutschen Soldaten sollte aber zu heilig sein, um daraus eine Sensation des Grauens, eine Quelle fragwürdiger Enthüllungen oder eine Gelegenheit zu politischer Kontroverse zu machen. Wer zur Geschichte dieser Tragödie etwas beitragen will, dem sollte die Ehrfurcht, nicht der Haß die Feder führen! Wer, wie ich, den Kampf um Stalingrad in verantwortlicher Stellung - wenn auch nur von außen her und ohne auf ihn selbst noch Einfluß nehmen zu können - als Mithandelnder erlebt hat, in wessen Brust das Herz eines Soldaten schlägt, der wird den Todesgang der Männer von Stalingrad nicht durch billige Worte entweihen. Der Tragik dieses Geschehens entspricht weder die tönende Phrase noch der Mißton des Hasses. Er wird sich bescheiden, das sachlich aufzuzeichnen, was er von seinem Standpunkt aus sagen kann, was er glaubt objektiv beurteilen zu können. Das endgültige Urteil wird er der Geschichte überlassen, gewiß, daß diese wenigstens denen gerecht werden wird, die im Glauben an ihre Pflicht jenen bitteren Weg gegangen sind. Gewiß auch, daß die Geschichte wohl Irrtümer, Fehler oder Versäumnisse verurteilen, daß sie aber nur da verdammen wird, wo das Gebot der Treue, die allerdings auch von dem, der sie fordert, gehalten werden muß, verletzt worden ist. Ich maße mir nicht an, die Kämpfe und Leiden der Soldaten der VI. Armee zu schildern, an denen teilzunehmen mich die Pflicht meiner Stellung hinderte. Die menschliche Seite der Tragödie, das Leiden, die Verzweiflung oder Erbitterung, das Sterben dieser Männer, die Angst und Sorge ihrer Lieben daheim in jenen Tagen, ihre Trauer sollen hier nicht berührt werden. Nicht etwa, weil all dies in seiner Furchtbarkeit mir, meinen Mitarbeitern, wie allen denen, die damals um die Rettung der VI. Armee gekämpft haben, nicht täglich und stündlich bewußt geblieben wäre. Nächst denen, die damals bei Stalingrad diesen Opfergang gingen, und ihren Lieben in der Heimat hat sicherlich niemand die menschliche Seite dieser Tragödie tiefer miterlebt und miterlitten als wir, die wir bis zur letzten Möglichkeit verzweifelt versucht haben, unseren Kameraden Hilfe zu bringen. Aber die menschliche Seite dieser Tragödie umfaßt in einem solchen Ausmaß tiefstes, fast unvorstellbares Leiden, wie auch höchstes, wenn auch vergebliches Heldentum, daß wir, die wir all dieses miterlebt haben, Gefahr laufen, bei ihrer Schilderung das Maß zu verlieren. Wir würden nicht den Schmerz derer lindern, die so sehr gelitten haben, sondern nur alte Wunden wieder aufreißen. Wir würden weniger der Erkenntnis dienen, als neuen Haß erzeugen. Ich will darum versuchen, den Ablauf dieser Tragödie leidenschaftslos und sachlich zu schildern. Vor der Größe des Heldentums wie des Leidens dieser deutschen Soldaten glaube ich schweigen zu sollen. Ich will versuchen, das Schicksal der VI. Armee, wie es meine Stellung verlangte, im Rahmen des größeren Geschehens zu sehen, von dem selbst Stalingrad doch nur ein Teil, wenn auch der tragischste, gewesen ist. Der Leser möge also verstehen, wenn er nicht in den Lärm der Schlacht, nicht auf die Schneefelder der Steppen um Stalingrad oder in das Gewirr der der Kämpfe um Schluchten und Häuserblocks geführt wird, sondern in den Bereich der höheren Führung. Nicht die Hitze des Kampfes oder die Todeskälte der Steppe wird ihn umgeben, sondern die Atmosphäre der Erwägungen und Verantwortungen. Daß auch in ihr heiße Herzen schlugen, die bei denen waren, die um Stalingrad kämpften, litten und starben, dessen kann er gewiß sein...“.