...ke hat heute Geburtstag und den wollen wir Panzertiere nicht ungefeiert lassen. Zur Welt kam er 1882 in Bromberg, wo unser Lüdtke auch die höhere Schule besuchte. Studiert hat er in Berlin und Greifswald. Seine Fächer waren Geschichte, Denkerei, Staatswissenschaft, Erdkunde, Deutsch und Glaubenslehre. Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Lehrer an einer höheren Schule in Pankow und später in Bromberg. Seit 1919 bekämpfte unser Lüdtke den polnischen Landraub und trat später der Autobahnpartei bei. Das dichterische Schaffen unsere Lüdtkes gliedert sich in Gedichtbände „Erbe im Blut“, „Lieder eines Suchenden“, „Das deutsche Jahr. Dichtungen zum Kriege“, „Heimat“, „Wann kommst du, Bismarck? Gedichte aus Deutschlands tiefster Not“, „Spuren des Lichts“ und „Land an der Grenze“; die Erzählungen „Armin reitet durch die Nacht“, „Saat und Ernte“, „Wie Deutschlands Schüler den Weltkrieg erleben“, „Das Reich ohne Grenzen“, „Treue und Trotz“, „König aller Deutschen“ und „Um Weichsel und Warthe“ sowie dem Schauspiel „Grenzwacht“. Als Geschichtsforscher legte unser Lüdtke die Werke „Die strategische Bedeutung der Schlacht bei Dresden“, „Armin, Deutschlands erster Führer“, „Polen und die Erwerbung der preußischen Königswürde durch die Hohenzollern“, „Otto von Bismarck. Des zweiten Reiches Gründer und Kanzler“, „Der deutsche Ritterorden“, „Heinrich der Löwe. Niedersachsens großer Herzog“, „Preußische Kulturarbeit im Osten“, „König Heinrich der Erste“, „Deutsche Männer. Große Schicksale aus zwei Jahrtausenden“, „Kaiser Lothar der Sachse. Deutschlands Wendung zum Osten“, „Die deutsche Ostgrenze im Wandel zweier Jahrtausende“, „Friedrich der Einzige. Der Genius Preußens und Deutschlands“ und „Abriss der Deutschen Kaisergeschichte 900 bis 1250“ nebst einigen anderen vor. Das staatsmännische Denken und Schaffen unseres Lüdtkes schlug sich in den Streit- und Denkschriften „Ostmark und Volkshochschule“, „Grenzmark Posen-Westpreußen“, „Im Kampf um deutsches Ostland“, „Entrissene Ostlande“, „Das Jahr der Heimat“ und „Deutschland. Scholle und Schicksal“ nieder. Die Anschaffung seiner Werke ist angeraten, aber diese sind zum Teil recht schwer zu beziehen. Seine Doktorwürde erlangte unser Lüdtke mit seiner Arbeit „Die strategische Bedeutung der Schlacht bei Dresden“ und so soll uns diese als Werkprobe dienen: „Am 4. Juni 1813 wurde zu Poischwitz zwischen den kriegführenden Parteien ein Waffenstillstand geschlossen, der – mit sechstägiger Kündigungsfrist - bis zum 20. Juli reichen sollte, später aber bis zum 10. August verlängert wurde. Die Feindseligkeiten durften demnach am 17. August wieder beginnen. Die gewonnene Zeit benutzte man bei den Verbündeten, indem man die Rüstungen für den Herbstfeldzug vollendete, Schweden und vor allem Österreich für sich gewann und - was sehr wichtig ist - sich nach langen Verhandlungen auf einen gemeinsamen Kriegsplan einigte. Von diesem haben wir zunächst zu sprechen. Seit dem Beginn der Waffenruhe war eine Anzahl bedeutender Heerführer der alliierten Armeen damit beschäftigt, Vorschlage und Pläne für den kommenden Feldzug auszuarbeiten. Alle die eingereichten Denkschriften wurden in den Haupt quartieren eingehend diskutiert, doch erhielten nur wenige wirklich praktische Bedeutung; wir können deshalb die meisten Entwürfe übergehen und uns gleich zu den entscheidenden Verhandlungen wenden, die in Trachenberg beziehungsweise in Reichenbach gepflogen wurden. In Trachenberg, wo Alexander I., Friedrich Wilhelm III. und Bernadotte mit ihren Beratern zusammengekommen waren, unterzeichnete man nach mehrtägigen Konferenzen am 12. Juli jenes Protokoll, welches - in seinen Hauptzügen auf den russischen General Grafen von Toll zurückgehend - in der Geschichte als „Trachenberger Kriegsplan“ fortlebt und dessen Inhalts der folgende ist: „Es wird als allgemeiner Grundsatz angenommen, daß alle Streitkräfte der Verbündeten immer dahin dirigiert werden sollen, wo sich die Hauptmacht des Feindes befindet.“ Nun folgen die Spezifizierungen. Um dem Feind in kürzester Linie begegnen zu können, stellt sich die österreichische Armee (100,000 bis 150,000 Mann) - verstärkt durch etwa 100,000 Mann der schleichen Armee - in dem gleichsam als Bastion vorspringenden Winkel Böhmens auf; von hier aus kann sie jede Richtung einschlagen, und sie wird, je nachdem die Ereignisse es erfordern, vorrücken. „Sollte der Kaiser Napoleon der böhmischen Armee zuvorkommen wollen und auf sie losgehen, so wird der Kronprinz von Schweden suchen, durch Gewaltmärsche so schnell als möglich dem Feinde in den Rücken zu kommen. Sollte dagegen der Kaiser gegen die Armee des Kronprinzen von Schweden marschieren, so wird die böhmische Armee ein kräftige Offensive ergreifen und auf die Verbindungslinie des Feindes losrücken, um ihm eine Schlacht zu liefern.“ Die Nordarmee rückt mit ihrer Hauptmacht (70,000 Mann) „im Augenblick des Ablaufes des Waffenstillstandes nach der Elbe zu, welchen Fluß sie zwischen Torgau und Magdeburg überschreiten wird, um dann die Richtung auf Leipzig einzuschlagen.“ Die schleiche Armee (50,000 Mann) „wird sich in keine Hauptschlacht einlassen, außer wenn alle Vorteile auf ihrer Seite sind; nachdem sie an der Elbe angekommen ist, wird sie suchen, zwischen Torgau und Dresden über diesen Fluß zu gehen, um sich mit der Armee des Kronprinzen von Schweden zu vereinigen, wodurch dieselbe auf 120,000 Mann steigen würde. „Wenn jedoch die Umstände noch vor Vereinigung der schleichen Armee mit jener des Kronprinzen von Schweden die Verstärkung der verbündeten (böhmischen) Armee erfordern sollte, so wird die schlesische Armee ohne Verzug nach Böhmen ab marschieren.“ Alle drei Armeen haben demnach im Fall eines feindlichen Angriffs das Prinzip der gegenseitigen Unterstützung zu befolgen, alle ergreifen sie ohne Zaudern die Offensive - „et le camp de l'ennemi sera leur rendez-vous.“ Dieser scheinbar so kühne, auf die Vernichtung Napoleons hinzielende Plan ward aber im Verlauf der kommenden Ereignisse nicht befolgt. Denn man hatte - und das ist für die ganze Führung des Feldzuges entscheidend - inzwischen einen österreichischen, von Radetzky stammenden Operationsplan akzeptiert, welcher aus politischen wie militärischen Gründen bei den maßgebenden Persönlichkeiten Sympathien fand und der besonders Bernadotte zusagte, welcher selber schon in Trachenberg ähnlich lautende Vorschläge gemacht hatte. Mit der erwähnten Denkschrift Radetzkys also haben wir uns jetzt zu beschäftigen, und wir geben, zum besseren Verständnis dieses in der historischen Literatur so wenig verstandenen und vielgeschmähten Dokumentes, eine genaue Inhaltsangabe, die wichtigsten Stellen wörtlich abdruckend. Radetzky berechnet die Truppen Napoleons auf 450,000, die der Verbündeten auf 405,000 Mann; nach seiner Aufstellung kommen bei den entscheidenden Kämpfen in Deutschland für die Verbündeten etwa 300,000, für Napoleon etwa 350,000 Mann in Betracht. „Es wird wohl kein Zweifel obwalten, daß die Absicht des französischen Kaisers dahin ziele, seine Hauptmacht zur Ergreifung der Offensive an der Elbe beisammen zu halten und mit solcher den Hauptschlag zu führen, während die andern französischen Korps entweder sich einstweilen auf der Defensive halten, oder durch Demonstrationen die Zwecke ihrer Hauptarmee zu begünstigen suchen. Aus allen Gründen der Probabilität erhellet, daß der Schlag der französischen Hauptarmee gegen die Österreicher gerichtet sein werde. „Diese (...) Gründe zeigen die Notwendigkeit, daß in diesem (...) Fall eine Offensive der Armee des Kronprinzen von Schweden und der russisch-preußischen Armee allein vermag, die Hauptkraft Frankreichs von der österreichischen Armee abzuleiten, die durch eine wohlberechnete Defensive nur imstande ist, ihre Hauptkräfte für den entscheidenden Schlag bis zu jenem Moment beisammen zu halten, wo das Vordringen der Armee des Kronprinzen in der linken Flanke und der russisch-preußischen Armee in der Front eine Teilung der Streitkräfte bei der französischen Armee herbeiführen muß. Alles und alles kommt demnach darauf an, daß beim Beginn der Feindseligkeiten diese beiden Armeen mit der unablässigsten Anstrengung die Offensive ergreifen und fortsetzen, um der österreichischen die Möglichkeit zu gewähren, mit ihnen vereint, dem von ihnen unausgesetzt beschäftigten Feind den empfindlichsten Schlag beizubringen und dadurch dem Feldzug eine günstige Wendung für die Alliierten zu geben.“ Somit hat Radetzky die eine Möglichkeit, nämlich daß Napoleon sich gegen die Österreicher wendet, ins Auge gefaßt; er kommt dann auf drei andere, wenn auch für ihn weniger wahrscheinliche Fälle zu sprechen. I. Geht Napoleon gegen die Nordarmee vor, so weicht diese dem Hauptschlage aus, während die beiden anderen Armeen die Offensive gegen die Franzosen aufnehmen. II. Geht Napoleon gegen die schlesische Armee vor, so weicht diese ebenfalls aus, während die schwedische und österreichische ihm „auf der kürzesten Linie rasch zu Leibe gehen.“ III. Beobachtet Napoleon eine allseitige Defensive, so gehen die schwedische und die russisch-preußische Armee vor, während die Österreicher in Defensive bleiben, bis sich jene genähert haben und die drei Heere gemeinsam den „entscheidenden Schlag“ führen können. „In allen, wie immer angenommenen, Wechselfällen bleibt es bei dem gegenwärtigen Stand der Armee stets die erste und wesentlichste Hauptbeobachtung, daß keine Armee einzeln und auf keine Weise sich gegen eine ihr überlegene Macht in ein Hauptgefecht einlasse, um den Hauptzweck in den gemeinschaftlichen Operationen nicht zu verfehlen, nämlich: den Hauptschlag mit Sicherheit zu führen.“ Die nun in der Denkschrift folgenden Ausführungen beschäftigen sich mit jener Eventualität, die Radetzky und viele Offiziere des Hauptquartiers damals als die wahrscheinliche annahmen, nämlich mit der Offensive der Franzosen gegen Osterreich. Radetzky verlangt eine Verstärkung der böhmischen Armee durch ein russisches Korps von 25,000 Mann. Weitere Einzelheiten interessieren uns hier nicht. Nach den schon oben aufgestellten Regeln also werden die Österreicher, „ist die feindliche Überlegenheit nicht zu groß, die Schlacht annehmen, im entgegen gesetzten Fall aber ausweichen“, bis eben die Ankunft der anderen Armeen es ermöglicht, „mit vereinten Kräften den entscheidenden Schlag zu führen.“ Dieser Plan wurde (wie schon erwähnt) bei den Verbündeten mit Sympathie aufgenommen; im Hauptquartier zu Reichenbach ward nach ihm das Trachenberger Protokoll um gestaltet, doch ohne daß man irgendwelches Aufheben davon machte. Nur den Führern der einzelnen Armeen hat man entsprechende Mitteilung zugehen lassen. Den so endgültig fest gestellten Kriegsplan werde ich fortan „Das Reichenbacher Programm“ nennen: er blieb eben mehr eine Übereinkunft, ein Programm, als ein alle bindender Operationsplan...“.