...tstagskalender verzeichnet ist, trage ich einfach mal unseren fahrende Sänger Wolfram von Eschenbach ein. Denn dieser unser deutscher Dichter stellt uns vor ein kleines kalendarisches Problemchen: Weder Geburts- noch Todestag sind uns überliefert und urkundlich erwähnt wird er auch nicht. Irgendwann aber müssen wir schließlich unseren großen Dichter ehren und sein Werk vorstellen. Schließlich behaupten seit geraumer Zeit die Amerikaner, daß wir Deutschen neuerdings hinter dem Heiligen Gral her seien... Gelebt hat unser Wolfram von Eschenbach wohl zwischen 1170 und 1220 und gehörte dem Ritterstand an. Vollständig erhalten ist uns von ihm sein Epos Parzival und die Bruchstücke Willehalm und Titurel. Wir Panzertiere tragen den Parzival zur Feier des Dichters ein wenig vor: http://www.zeno.org/Literatur/M/Wolfram+von+Eschenbach/Versepos/Parzival „Wo Zweifel nah dem Herzen wohnt, Das wird der Seele schlimm gelohnt. Geziert ist und zugleich entstellt, Wo Verzagtheit sich gesellt Zu des kühnen Mannes Preis Wie bei der Elster schwarz und weiß. Der mag gleichwohl fröhlich sein Himmel oder Höllenschlund. Wer Untreu hegt in Herzensgrund Wird schwarzer Farbe ganz und gar Und trägt sich nach der finstern Schar; Doch fest hält an der blanken Der mit stetigen Gedanken. Dieses flüchtge Gleichnis Den Blöden ists zu schnell gewiss, Sie saßen nicht der Lehre Sinn. Es huscht im Saus vor ihnen hin Wie ein aufgeschreckter Hase. Zinn verlötet hinterm Glase Täuscht wie des Blinden Traumgesicht. Sie weigern flüchtgen Anblick nicht; Doch beständig kann nicht sein Dieser trübe, leichte Schein, Nur kurz bleibt seine Freude wahr. Wer rauft mich wo mir niemals Haar Wuchs, in hohler Hand so bloß? Der hat zu nahe Griffe los. Schrei ich doch auf vor solcher Not, So ist mein Verstand wohl unbedroht. Wie werd ich Treue finden Wo sie sicher muss verschwinden Wie das Feuer in dem Bronnen, Wie der Tau vor der Sonnen? Auch kannt ich nie so weisen Mann, Der nicht gerne Kunde hätt empfahn, Wie hienach zu leben frommt Und was daraus für Lehre kommt. So beschieden wird er nie verzagen Bald zu fliehen, bald zu jagen, Nun zu weichen, nun zu kehren, Jetzt zu tadeln, jetzt zu ehren. Wer mit dem allen umgehn kann, An dem hat Weisheit wohlgetan, Der sich nicht versitzet noch vergeht Und sonst auch wohl Bescheid versteht. Des wandelbaren Freundes Sinn Führt zum Höllenfeuer hin, Verhagelt hoher Ehren Glanz. Seine Treue war so kurz von Schwanz, Dass sie kaum den dritten Stich vergalt, Wenn sie von Bremsen litt im Wald. Aber nicht allein den Mann Gehn alle diese Lehren an; Ich stecke dieses Ziel den Frauen: Die meinem Rate will vertrauen, Die wisse wohl, wohin sie kehre Ihren Preis und ihre Ehre Und welchem Mann sie sei bereit Mit ihrer Lieb und Würdigkeit, Auf dass sie nicht gereue Ihrer Keuschheit, ihrer Treue. Von Gott erfleh ich gutem Weibe, Dass sie dem Maß getreu verbleibe. Scham ist ein Schloss vor aller Sitte: Dies Heil ists, das ich ihr erbitte. Die Falsche lohnt nur falscher Preis. Wie lang währt ein dünnes Eis Wenn des Augustmonds Sonne schien? So fährt auch bald ihr Lob dahin. Viel Schönen preist die weite Welt; Ist deren Herz nicht wohl bestellt, Die lob ich, wie ich loben wollt Ein blaues Glas, gefasst in Gold. Des Missgriff auch ist nicht gering, Der in den schlechten Messing Verwirkt den köstlichen Rubin, All seines Glückes Vollgewinn: Dem gleich ich rechten Frauenmut: Die weiblich denkt und weiblich tut, Nach deren Aussehn frag ich nicht, Noch ob ihr Herzensdach besticht: Ist sie innerhalb der Brust bewahrt, Bleibt volles Lob ihr ungespart...“ Meisterhaft vertont hat das Heldenlied Parzival übrigens unserer großer deutscher Tondichter Richard Wagner: https://www.youtube.com/watch?v=hwakgBNZFR8.