...die Armeen der Heeresgruppe in stürmischem Anlauf die holländischen und belgischen Landesbefestigungen überrannt, die Heere beider Staaten in hartem Kampf zur Übergabe gezwungen und die heraneilenden englisch-französischen Armeen in blutigem Ringen vernichtend geschlagen; Paris und die französischen Küsten sind in unserer Hand. Die Zahl der Gefangenen vor der Heeresgruppenfront übersteigt eineinhalb Millionen Mann. Die Beute an Panzern, Geschützen und Waffen aller Art ist riesengroß. Schulter an Schulter mit der Luftwaffe ist ein Sieg errungen, wie die Geschichte ihn schöner und größer nicht kennt. Das junge deutsche Heer hat seine schwerste Probe vor aller Welt, vor der Geschichte und vor sich selbst bestanden! Was nach dem Weltkrieg an Not und Schande über unser Volk hereingebrochen war, ist ausgelöscht durch Eure Treue und Tapferkeit! Die Hauptlast des blutigen Opfers lag auf dem deutschen Heer. Wir wollen sie stolz und freudig tragen im festen Willen zum endgültigen und vollen Sieg! Es lebe der Führer!“ (Fedor von Bock) Anno 1940 ist die welsche Hauptstadt Paris, im Rahmen des Falles Rot (unseres zweiten Panzerstreiches), gefallen. Im Gegensatz zu Anno 1814 oder Anno 1870 versuchten die Welschen zwar gar nicht erst diese zu verteidigen, aber der Fall ihrer Hauptstadt bezeichnet meist auch das Ende eines Krieges mit den Welschen. So war es auch dieses Mal: Die Volksfrontregierung wurde gestürzt und der Marschall Petain nahm Waffenstillstands Verhandlungen auf und so endete der Welschenfeldzug am 22. Juni Anno 1940. Eile war aber durchaus geboten. Denn nachdem Mansteins Sichelschnittplan gelungen und 63 feindliche Divisionen in Belgien vernichtet worden waren, durfte den Welschen keine Zeit gelassen werden, sich von dem Schrecken zu erholen, neue Truppen aufzustellen und eine neue Verteidigungslinie einzurichten. Das Welschenland bietet mit seinen großen Flüssen dazu so manche Gelegenheit. Daher eröffnete unsere Heeresgruppe B unter unserem Feldmarschall Fedor von Bock schon man 5. Juni den Angriff, dem sich zeitversetzt auch unsere Heeresgruppe A unter unserem Feldmarschall Gerd von Rundstedt und unsere Heeresgruppe C unter unserem Feldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb anschlossen. Die Speerspitzen dabei bildeten die Panzergruppen Kleist, Hoth und Guderian und diese stießen erneut tief und schnell in den Rücken des Feindes vor. Der Urheber des Sichelschnittplanes hat den Fall Rot übrigens als untergeordneter Truppenführer mitgemacht, was natürlich eine sehr zweckmäßige Verwendung eines Meisterstrategen ist. Von seinem Vorstoß mit unserem XXXVIII. Armeekorps berichtet uns unser Manstein in seinen verlorenen Siegen und ich beginne mit der Eröffnung des Angriffs am 5. Juni: „War ich während des ersten Aktes der deutschen Westoffensive im wesentlichen zur Rolle des Zuschauers verurteilt gewesen, so sollte mir wenigstens der zweite das Erlebnis bringen, mich als höherer Truppenführer voll betätigen zu können. Alle Versuche, die obere Führung dazu zu bewegen, uns das Vorgehen über die Somme zu gestatten, solange der Feind hinter dem Fluß noch keine durchlaufende Verteidigung aufgebaut und organisiert hatte, waren vergeblich geblieben. Diese ersten Tage des Juni dienten der Vorbereitung des planmäßigen Angriffs, zu dem die IV. Armee am 5. Juni früh antreten sollte. Den Abschnitt beiderseits Abbeville übernahm das II. Armeekorps (General Graf Brockdorff). Zwischen ihm und dem XXXVIII. Korps wurde bei Ailly das XV. Panzerkorps des Generals Hoth eingeschoben. Der Brückenkopf von Amiens mit der in ihm stehenden IX. Division wurde vom XIV. Panzerkorps (General von Wietersheim) übernommen, das zugleich zu der links anschließenden Armee übertrat. So verblieb für das XXXVIII. Korps ein Angriffsstreifen von nicht ganz 20 Kilometer beiderseits Piquigny. In ihm sollten den ersten Angriff die sudetendeutsche XLVI. Infanteriedivision (Generalmajor von Hase) rechts, die schwäbische XXVII. Division (Generalleutnant Bergmann) links in vorderer Linie führen. Die westfälische VI. Division (Generalmajor von Biegeleben) behielt das Generalkommando zunächst in zweiter Linie, um sie nach Überwindung des Flusses durch die vorderen Divisionen zur Vollendung des Durchbruchs einsetzen zu können. (Von diesen drei bewährten Divisionskommandeuren wurde General von Hase nach dem 20. Juli 1944 hingerichtet, General Bergmann fiel im Osten, General von Biegeleben starb während des Krieges.) Während auf dem eigenen, nördlichen Ufer sich ein flachgewelltes Höhengelände langsam zur Somme senkte, ohne durch Wälder wesentliche Deckung zu bieten, stiegen die Uferhöhen südlich des Flusses steil an und boten dem Gegner weiten Einblick in unser Bereitstellungsgelände. Das Sommetal selbst, nur wenige hundert Meter breit, verschleierte jedoch den Einblick in die beiderseitigen vordersten Linien durch zahlreich den Fluß begleitende Gehölze. Auf dem Südufer lagen - noch im Tal - mehrere Dörfer, insbesondere Breilly, Ailly, Picquigny und Dreuil, die der Gegner anscheinend stark besetzt hielt. Wie die meisten französischen Dörfer waren sie mit ihren massiven Häusern und Mauern vorzügliche Stützpunkte für den Verteidiger. Auch auf dem Höhengelände, das sich an die südlichen Uferhöhen in der Tiefe der feindlichen Verteidigungszone anschloß, boten Dörfer sowie größere Wälder dem Gegner günstige Anklammerungspunkte beziehungsweise Deckungen für seine Artillerie. Dem Korps standen in seinem Abschnitt nunmehr zwei französische Divisionen, eine schwarze Kolonialdivision und die 13. (elsässische) Infanteriedivision gegenüber. Nach den Erkundungsergebnissen mußte damit gerechnet werden, daß die feindliche Artillerie zahlenmäßig der eigenen sicherlich nicht unter-, vielleicht aber überlegen sein würde. Auf Grund der geschilderten Geländeverhältnisse und des Kräfteverhältnisses glaubte ich, einen Angriffserfolg am ehesten unter Ausnutzung des Moments der Überraschung erhoffen zu können. Infolgedessen ordnete das Generalkommando an, daß die eigene Artillerie bis zum Angriffsbeginn völlig zu schweigen habe. Auch auf eine Feuervorbereitung wurde verzichtet. Erst mit Angriffsbeginn sollte stärkstes Feuer auf die südlichen Uferhöhen und auf die im Flußtal liegenden Dörfer gelegt werden, um jede Einwirkung von dort auf den Flußübergang selbst auszuschalten. Die Infanterie beider Divisionen war zum Übergehen mit Schlauchbooten, Floßsäcken und Stegen in der Nacht vor dem Angriff in die diesseits des Flusses liegenden Gehölze vorgeführt worden. Sie hatte den Fluß überraschend noch in der ersten Dämmerung zu überschreiten unter Auslassung der Dörfer. Der Übergang im Morgengrauen des 5. Juni gelang auf der ganzen Front dank der Überraschung des Gegners. Dann aber lebte auf den steilen Uferhöhen und in den am Fluß liegenden Dörfern der feindliche Widerstand auf. Der Gegner kämpfte tapfer. Die Schwarzen mit der ihnen eigenen Blutgier und Verachtung des Lebens, die Elsässer so zäh, wie man es von diesem alemannischen Volksstamm, der im Ersten Weltkrieg so viele gute Soldaten auf der deutschen Seite gestellt hatte, nicht anders erwarten konnte. Es war wirklich tragisch, diesen deutschen Jungen nun als Feinden zu begegnen. Als ich mich mit den Gefangenen unterhielt, erzählten viele, nicht ohne Stolz, daß ihr Vater in der deutschen Armee, in der Garde oder in der Kaiserlichen Marine gedient hatte. Ich erinnerte mich dabei der zahlreichen elsässischen Rekruten, die ich selbst im III. Garderegiment ausgebildet hatte und die großenteils ausgezeichnete Soldaten waren, so meines damaligen Entfernungsschätzers, des Gefreiten Deschang. Ich hatte den Beginn des Angriffs auf dem Korpsgefechtsstand in einem Wäldchen verhältnismäßig nahe der Front überwacht. Sobald zu übersehen war, daß der Übergang über den Fluß selbst überall gelungen war, fuhr ich jedoch nach vorn. Der Kampf um den Besitz der beherrschenden Uferhöhen und die Dörfer am Fluß, die von rückwärts genommen werden sollten, begann. Auffallend war die verhältnismäßig geringe Tätigkeit der feindlichen Artillerie, die keineswegs der Zahl der von uns erkundeten Batterien entsprach. Offenbar hat die französische Artillerie noch allzu sehr in der Erfahrung des Stellungskrieges gelebt. Ihr Feuer war nicht wendig genug und sie brachte auch kaum und jedenfalls nicht mit der im Bewegungskrieg erforderlichen Schnelligkeit starke Feuerzusammenfassungen zustande. Auch hatte sie weder annähernd so wie wir die Arbeit mit vorgeschobenen Beobachtern entwickelt, noch verfügte sie über Organe, die unseren Beobachtungsabteilungen gleichwertig waren. Wie so leicht hatte der Sieger auch in diesem Fall anscheinend allzu lange auf seinen Lorbeeren geruht. Jedenfalls war es für uns eine erfreuliche Überraschung, daß die Wirkung der feindlichen Artillerie nicht annähernd die gleiche war wie unter den Verhältnissen des Stellungskrieges im Ersten Weltkrieg. Das Durchfahren der Sommeniederung gestaltete sich allerdings etwas kitzlig, weil die gerade fertig gewordene Behelfsbrücke noch im Feuerbereich des Gegners im Dorf Breilly lag. Jedoch gelangte ich glücklich zum Infanterieregiment LXIII der XXVII. Division, das unter Führung seines ausgezeichneten Kommandeurs, des Oberst Greiner, soeben die Uferhöhen, wenn auch unter erheblichen Verlusten, genommen hatte. Bewundernswert war die Haltung der Verwundeten, die im Schutz des toten Winkels der Uferhöhen auf ihren vorerst noch nicht möglichen Rücktransport warten mußten. Anschließend ging es wieder über die Somme zurück und über einen anderen Übergang zu dem auf dem linken Flügel des Korps eingesetzten Infanterieregiment XL der gleichen Division. Es lag zur Zeit vor dem Wald von Neuilly fest, der - im wesentlichen im Angriffsstreifen des benachbarten XIV. Panzerkorps liegend - noch vom Feinde gehalten wurde. Auch hier waren leider nicht unerhebliche Verluste eingetreten, da das Regiment von rückwärts aus dem vom Gegner noch gehaltenen Orte Ailly beschossen wurde. Immerhin war ebenfalls der das Flußtal beherrschende Höhenrand genommen. Auch bei der rechts eingesetzten XLVI. Infanteriedivision war der Übergang gelungen und die Uferhöhen befanden sich in unserem Besitz. So konnte man mit dem Ergebnis des ersten Angriffstages voll zufrieden sein, wenn auch die Kämpfe um die Flußdörfer noch bis in die Nacht andauerten. Von den Nachbarkorps war bekannt, daß das XV. Panzerkorps ebenfalls über den Fluß gekommen war. Allerdings wurde sein weiteres Vorgehen noch längere Zeit durch Feind verhindert, der den großen Ort Arraines zäh verteidigte. Er sperrte damit die für die Kraftfahrzeuge unentbehrliche Straße. Beim linken Nachbarn, dem XIV. Panzerkorps, das aus dem Brückenkopf Amiens nach Feuervorbereitung angegriffen hatte, schien der Angriff der Panzer erheblich durch feindliche Minenfelder aufgehalten Süden, so daß unser unser weiteres Vorgehen ohne Fühlung mit ihm vor sich ging...“.