...ihrem König Geiserich Rom erstürmt und zwei Wochen lang geplündert. Ein Handstreich nach Wikingerart, der nicht ungefeiert bleiben darf. Der Grund des Ganzen ist etwas unübersichtlich: In Rom war der Kaiser Valentinian III. auf den ziemlich dummen Einfall gekommen seinen Heermeister Flavius Aetius (den Sieger gegen den Hunnenkönig Attila auf den Katalaunischen Feldern) ermorden zu lassen und wurde umgehend von den Anhängern des Aetius selbst umgebracht. Den römischen Kaiserthron maßte sich daraufhin ein gewisser Petronius Maximus an, der die Kaisertochter Eudocia dazu zwang, seinen Sohn Palladius zu ehelichen. Dummerweise war diese aber schon mit Geiserichs Sohn Hunerich verlobt und so kam unser Vandalenkönig von Afrika mal kurz vorbei, um die Sache entsprechend zu bereinigen... Unser altes Landsknechtslied „Weit laßt die Fahnen wehen“ darf da natürlich nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=140kT4sEWrI „Weit laßt die Fahnen wehen, Wir woll'n zum Sturme gehen Frisch, frei nach Landsknechtsart. Laßt den verlor'nen Haufen Voran zum Angriff laufen Wir folgen dicht geschart. Die Mauern wir erklettern, Die Türme wir zerschmettern Und in die Stadt hinein. Wer uns den Lauf will hemmen, Sich uns entgegenstemmen Der soll des Teufels sein. Es harren unser drinnen Wenn wir die Stadt gewinnen Viel Gold und Edelstein Das wird ein lustig Leben Im Lager uns dann geben Bei Würfelspiel und Wein. Die Reihen fest geschlossen Und vorwärts unverdrossen Falle wer fallen mag. Kann er nicht mit uns laufen So mag er sich verschnaufen, Bis an den jüngsten Tag.“ Den Bericht der (zweiten) Plünderung Roms durch unseren Wandalenkönig Geiserich hat uns der griechische Geschichtsschreiber Prokop geschrieben: „Geiserich segelte mit einer großen Flotte nach Italien ab aus keinem andern Beweggrunde, als weil er vermutete, daß ihm Schätze zufallen würden. Als er, ohne daß sich ihm jemand widersetzte, in Rom eingerückt war, bemächtigte er sich der kaiserlichen Residenz. Den Maximus, welcher die Flucht ergriff, warfen die Römer mit Steinen tot, hieben ihm den Kopf und die übrigen Glieder einzeln ab und teilten sie unter sich. Geiserich nahm Eudoxia samt ihren Töchtern Eudocia und Placidia, die sie mit Valentinian erzeugt hatte, gefangen, ließ eine große Menge von Gold, Silber und anderem kaiserlichen Eigentum in die Schiffe bringen, ohne des Kupfers, oder sonst einer Sache, welche sich in der kaiserlichen Burg bei fand, zu schonen und segelte nach Karthago zurück. Er beraubte auch den Tempel des kapitolinischen Jupiters und ließ die Hälfte des Daches herunter nehmen. Dieses Dach bestand aus dem feinsten Kupfer, welches sehr stark vergoldet war, und verbreitete einen prächtigen, erstaunenswürdigen Glanz. Man erzählt, daß von den Schiffen Geiserichs bloß das einzige verloren ging, welches die Standbilder führte; mit den übrigen liefen die Wandalen in den Hafen von Karthago ein. Geiserich verheiratete nun Eudocia mit seinem ältesten Sohne Hunerich; die andere aber, welche an Olybrius, den angesehensten Mann im römischen Rate, verheiratet war, sendete er mit ihrer Mutter Eudoxia, auf Verlangen des Kaisers nach Byzantium. Es war aber die Gewalt bereits an Leo, welchen Aspar eingesetzt hatte, gekommen, weil Marcianus aus der Welt geschieden war. In der Folge kam Geiserich auf den Gedanken, die Städte Libyens mit Ausnahme Karthagos, ihrer Mauern zu berauben, damit weder die Libyer, welche die Partei der Römer ergriffen, aus einem festen Punkte hervor brechen und eine Veränderung des Staatszustandes unternehmen könnten, noch auch denjenigen, welche vom Kaiser dahin geschickt würden, Hoffnung übrig bliebe, eine Stadt zu behaupten, Besatzung hinein zu legen und den Wandalen zu schaffen zu machen. Für den Augenblick schien dies zwar eine kluge Maßregel zu sein und die Wohlfahrt der Wandalen sicher zu stellen. Als aber in der Folge diese unbefestigten Städte nur desto leichter und ohne Mühe von Belisarius eingenommen wurden, erschien das Unternehmen Geiserichs sehr lächerlich, und was eine Zeit lang für kluge Vorsicht gegolten hatte, wurde für Unverstand ausgelegt. Denn die Menschen pflegen ihre, über frühere Maßregeln gefaßten, Urteile nach den zufälligen Folgen zu ändern. Alle diejenigen Libyer, welche zur vornehmen Klasse gehörten und reich waren, versetzte er mit ihren Ländereien und ihrem Vermögen in den Stand der Leibeigenschaft und teilte sie seinen Söhnen, dem Hunerich und Gento zu. Denn der jüngere Theuderik war bereits gestorben und hatte keine Kinder, weder männliche, noch weibliche hinterlassen. Auch den übrigen Libyern nahm er ihre Ländereien, welche den größten und fettesten Teil aus machten und verteilte sie unter das Volk der Wandalen. Daher heißen diese Ländereien noch bis auf gegenwärtige Zeit: die Wandalen Kabeln. Die vorigen Besitzer dieser Ländereien gerieten in die größte Armut, ob sie gleich freie Leute blieben. Es war ihnen unverwehrt, wo hin sie wollten, auszuwandern. Geiserich verordnete, daß alle Ländereien, die er seinen Söhnen und den übrigen Wandalen gegeben hatte, keiner Steuerentrichtung unterworfen sein sollten. Dagegen ließ er dasjenige Land, welches von schlechter Beschaffenheit war, die vorigen Besitzer zwar behalten, legte ihnen aber so schwere Abgaben für die Staatskasse auf, daß, ob sie gleich ihre eigenen Grundstücke besaßen, ihnen doch von dem Ertrage nicht das Mindeste übrig blieb. Viele suchten sich mit der Flucht zu retten, oder wurden getötet. Es wurden gegen sie viele und schwere Anklagen erhoben. Eine aber unter allen war die größte, daß, wenn jemand Geld besaß, er dasselbe versteckte. So häuften sich alle Arten von Elend über die Libyer. Er teilte aber die Wandalen und Alanen in Scharen ein und setzte über dieselben Scharherrn nicht weniger, als achtzig an der Zahl, welche er Chiliarchen oder Tausendherrn nannte. Er machte dadurch glauben, daß sein streitbares Volk sich auf achtzigtausend Mann belaufe, ob man gleich behauptet, daß die Zahl der Wandalen und Alanen in der vorigen Zeit nicht mehr als fünfzigtausend betragen habe. In der Folge aber vermehrten sie sich zu einer großen Volkszahl, teils durch eigene Zeugung, teils weil sie andere fremde Völker sich zugesellten. Die Namen der Alanen und anderer Völkerschaften sind mit Ausnahme der Maurusier alle in die Benennung der Wandalen zusammen geflossen. Als Geiserich die Maurusier in seine Verbindung gezogen hatte, unternahm er nach dem Tode des Valentinian jedes Jahr im Anfange des Lenzes Einfälle in Sizilien und Italien, machte die Einwohner mancher Städte zu Sklaven, andere Städte zerstörte er bis auf den Grund und schleppte allen Raub von dannen. Als diese Gegend von Menschen und Schätzen geleert war, fiel er in die Staaten des morgenländischen Kaisers ein. Er plünderte die Illyrier aus, eben so den größten Teil des Peloponnes und des übrigen Griechenlandes und die Inseln, so viel daneben liegen. Dann landete er wieder in Sizilien und Italien, streifte dort überall durch und schleppte und führte alles mit sich fort. Als er einst in dem Hafen Karthagos sein Schiff bestieg und die Segel schon aufgezogen wurden, fragte ihn, wie man erzählt, der Steuermann, gegen welche Leute er zu steuern befehle? Er soll ihm geantwortet haben: „gegen diejenigen, denen Gott zürnt.“ So fiel er ohne die mindeste Ursach über alle her, wie sie ihm vorkamen...“.