...ich fertigte man schon die Himmelscheibe von Nebra an, um die Zeiten der Aussaat besser bestimmen zu können. Das dafür nötige Wissen wurde mündlich weitergeben und später gab es auch Leitfaden und Lehrbücher. Zur Wissenschaft machte den Ackerbau und die Viehzucht dann unser Albrecht Thaer. Der Sohn eines Heilers erblickte 1752 in der sächsischen Stadt Celle das Licht der Erdenwelt. Er studierte in Göttingen die Heilkunst und die Denkerei. Nachdem er einige Jahre als Heiler sein Brot verdiente, wandte er sich immer stärker der Landwirtschaft zu und veröffentliche erste Abhandlungen über diese. Friedrich Wilhelm der Dritte rief unseren Albrecht Thaer nach Preußen. Auf dem Gut Möglin richtete er eine Landwirtschaftsschule ein und unternahm Versuche. Dazu hatte er einen Lehrstuhl an der Berliner Hochschule und erhielt das Amt eines Staatsrates. Besonders mit seiner Schafzucht machte er von sich reden... Sein häusliches Glück fand er 1786 mit Philippine von Willich, die ihm elf Kinder schenkte. „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“, „System der Landwirtschaft“, „Handbuch für die feinwollige Schafzucht“, „Geschichte meiner Wirtschaft zu Möglin mit einem Plane“, „Die landwirtschaftlichen Unkräuter: Farbige Abbildung, Beschreibung und Vertilgungsmittel derselben“, „Leitfaden zur allgemeinen landwirtschaftlichen Gewerbslehre“, „Die Wirtschaftsdirektion des Landgutes“, „Versuch einer Ausmittelung des Reinertrages der produktiven Grundstücke mit Rücksicht auf Boden. Lage und Örtlichkeit“, „Methode der landwirtschaftlichen Buchhaltung“, „Praktische Anleitung zur Führung der Wirtschaftsgeschäfte für angehende Landwirte“ oder „Annalen der Fortschritte der Landwirtschaft in Theorie und Praxis“ nannte unser Albrecht Thaer seine Werke und diese sollten in eurer Panzerbüchersammlung nicht fehlen. Schließlich ist der Rückfall in die alte Landwirtschaft – vor den Erdölmaschinen und dem chemischen Dünger – nicht gerade unwahrscheinlich... Als gebürtiger Sachse bekommt unser Albrecht Thaer von mir zum Wiegenfest natürlich das Sachsenlied gespielt: https://odysee.com/niedersachsenlied-anthem-of-lower-3:3 „Von der Weser bis zur Elbe, von dem Harz bis an das Meer, stehen Niedersachsens Söhne, eine feste Burg und Wehr. Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand, wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland. Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Widukind Stamm. Wo fielen die römischen Schergen? Wo versank die welsche Brut? In Niedersachsens Bergen, an Niedersachsens Wut. Wer warf den röm'schen Adler nieder in den Sand? Wer hielt die Freiheit hoch im Deutschen Vaterland? Das war'n die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Widukind Stamm. Auf blühend roter Heide starben einst vieltausend Mann, für Niedersachsens Treue traf sie der Franken Bann. Vieltausend Brüder fielen von des Henkers Hand, vieltausend Brüder für ihr Niedersachsenland. Das war'n die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Widukind Stamm. Aus der Väter Blut und Wunden wächst der Söhne Heldenmut. Niedersachsen soll's bekunden: Für Freiheit, Gut und Blut! Fest wie unsere Eichen halten alle Zeit wir stand, wenn Stürme brausen übers Deutsche Vaterland. Wir sind die Niedersachsen, sturmfest und erdverwachsen, Heil Herzog Widukind Stamm.“ Das Lehrbuch „Grundsätze der rationellen Landwirtschaft“ ist unzweifelhaft das Hauptwerk von unserem Albrecht Thaer. Denn in diesem hat er die Ergebnisse seiner Forschungen und Versuche zur praktischen Anwendung niedergeschrieben – und so hört ihr daraus die Vorrede: https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/thaer_landwirthschaft02_1810 „Der nächste Zweck dieses Werks in der Gestalt, worin es jetzt erscheint, ist, einen Leitfaden und eine Basis zu haben, um meinen mündlichen Vortrag darnach zu ordnen und darauf zu begründen. Es ist deshalb allerdings gedrängter geschrieben, als es bei alleiniger Rücksicht auf mein lesendes Publikum hätte geschehen sollen. Indessen hoffe ich durch Bestimmtheit, Vollständigkeit und Ordnung des Vortrages dies so ersetzt zu haben, daß demjenigen Leser, welcher mit Aufmerksamkeit und Ordnung - nicht zerstreut, fragmentarisch und flüchtig - lieset, alles klar genug sein werde. Bei einigen abstrakten Materien, zum Beispiel in diesem Bande bei der Begründung der Wissenschaft, habe ich mich vielleicht zu kurz gefaßt; aber ich hätte, um diese Materie einem Teile meiner Leser vollständig zu entwickeln, durch Weitläufigkeit einem andern Teile langweilig werden müssen. Wo es zur Aufklärung einer wichtigen Materie notwendig war, habe ich so ausführlich geredet, daß es selbst für meine Zuhörer kaum einer weitern Erörterung bedarf. Es versteht sich übrigens, daß manche Gegenstände, welche in diesem Bande in der Lehre von der Ökonomie, nur des allgemeinen Überblicks wegen, dargestellt werden mußten, an ihrem Orte werden genauer behandelt werden. Wegen dieses mehr oder minder gedrängten Vortrages wird man die Verschiedenheit des Stils verzeihen. Auch in der Ordnung des Vortrages habe ich mich gewissermaßen nach der Abteilung des Mögelinschen Unterrichtskursus für das Winter- und Sommersemester und nach dem Gange der Vorlesungen der damit verbundenen Wissenschaften gerichtet. Der erste und ein Teil des zweiten Bandes enthalten das, was in der Lehre von der Landwirtschaftskunde mehr abstrakt und reiner wissenschaftlich ist, weniger einer sinnlichen Darstellung bedarf, und mehr Nachdenken als Beobachtung erfordert; zu dessen Vortrage und Studium also die Winterzeit mehr geeignet ist. Der Inhalt des ersten Bandes liegt vor Augen. Der zweite enthält I) die Agronomie, oder die Lehre von der Kenntnis und Würdigung des Bodens nach seinen chemischen und physischen Eigenschaften, rücksichtlich auf dessen zweckmäßigste Benutzung und Wertschätzung. II) die Agrikultur, oder die Lehre von der Verbesserung und Vorbereitung des Bodens, welches Hauptstück sich wieder in zwei Abschnitte teilt: a) die Lehre von der chemischen Verbesserung und Befruchtung des Bodens durch Aufführung und Vermengung relativ verbessernder und absolut düngender Substanzen; b) die Lehre von der mechanischen Verbesserung und Vorbereitung des Bodens, welche sowohl die Operationen der eigentlichen Beackerung als die der Urbarmachung, der Abwässerung, der Bewässerung und so weiter in sich begreift. Der Vortrag der Agronomie und des chemischen Teils der Agrikultur fällt in den Zeitraum, wo ich bei meinen Zuhörern schon die nötigen chemisch-physischen Kenntnisse voraussetzen kann; der der mechanischen Agrikultur eröffnet die Sommervorlesungen zu einer Zeit, wo diese Operationen am besten sinnlich dargestellt werden können. Der dritte Band enthält die Lehre von den vegetabilischen Produktionen in ihrem ganzen Umfange, und fußt nun auf die schon vorgetragene allgemeine und spezielle Pflanzenlehre, die hier in besonderer Rücksicht auf den Pflanzenbau in näheren Betracht und Anwendung kommt. Der vierte Band wird die Lehre von den tierischen Produktionen enthalten, die eine Einleitung über diesen tierischen Organismus im gesunden Zustande, und über die krankhaften Abweichungen desselben um so mehr erfordert, da das Eigentümliche der letzteren in ihren häufigsten Formen bei jeder Tierart besonders angegeben wird; damit der rationelle Landwirt sich wenigstens von den gewöhnlichen Kurschmieden, Hirten und Quacksalbern unabhängig erhalten, den wahren Arzt aber würdigen könne. Die Lehre von der mit der Landwirtschaft - in Hinsicht der Benutzung der Produkte sowohl als der Viehzucht - in näherer und zweckmäßiger Verbindung stehenden technischen Gewerbe, wird das Werk in einem besonderen Supplementbande schließen. Ohne jene Hinsicht auf den Kursus des Mögelinschen Unterrichts hätte ich vielleicht eine andere Ordnung gewählt, und die abstraktere Lehre von der Ökonomie zuletzt behandelt. Ich zweifle indessen, ob dies dem Bedürfnisse derer, welche nach diesem Werke die Landwirtschaft rationell studieren wollen, angemessener gewesen wäre; vielmehr hat mich nunmehr die Erfahrung bei dem größten Teile meiner Zuhörer gelehrt, daß in jener Ordnung die klarste und deutlichste Ansicht entstehe. Solange man das Ganze nicht übersieht, sind einseitige und schwer wieder zu verlöschende Eindrücke beinahe unvermeidlich, und diese haben der Theorie und der Praxis der Landwirtschaft vielen Nachtheil gebracht. Hätte ich eine andere Ordnung gewählt, so würde ich das Werk auf einmal herausgegeben haben, welches sich unter den jetzigen Zeitumständen noch lange hätte verzögern müssen. Ich fühlte aber eine Verpflichtung, dieses Werk entweder in dieser konzentrierten Form oder in einer ausführlichen bald herauszugeben. Meine englische Landwirtschaft und einige andere Schriften hatten einen bis dahin beispiellosen Eifer für die Landwirtschaft, das Gefühl und die Überzeugung von der Möglichkeit eines höheren Betriebes und die Sehnsucht nach der möglichsten Vollkommenheit allgemein erregt. Aber der einseitigen Ansicht wegen, die manche nach jenem Werke Wege zum andern hinüber, und kamen wenig vorwärts, noch andere blieben stehen, zweifelnd, welchen Weg sie einschlagen sollten. Manche kehrten schnell zurück, wenn ihnen ein Verirrter in den Weg sprang und zurief: „Hier ist’s nicht Recht, experto crede ruperto!“ Manche wollten sich einen neuen Weg bahnen, den ihre Kräfte nicht zu erklimmen vermochten. Andere, die es verstanden, die Mittel zu berechnen, die erforderlich waren, um den Zweck früher oder später zu erreichen, stehen jedoch auf der Höhe und rufen andern zu: „Hier bin ich, kommt mir nach!“ Dies Werk, hoffe ich, soll dergleichen Verirrungen, wozu ich durch jenes Werk allerdings einige Veranlassung mag gegeben haben, verhüten. Allein es ist kein hölzerner Wegweiser, den man nur ansprechen kann, wenn man ihn eben braucht. Es ist ein Grundriß, den man studieren und ganz vor Augen haben muß, wenn man sich auf jedem Punkte dieses Gebiets orientieren und nirgends verirren will. Ich fühle lebhaft, daß dieses Werk nicht frei von Mängeln sei. Die Drangsale - wenn gleich nicht die Zerstörungen - des Krieges, denen ich mit wenigen Unterbrechungen seit sieben Jahren ausgesetzt war, manche Sorgen und häusliche Leiden lähmten die freie Tätigkeit des Geistes, die ein solches systematisches, nicht fragmentarisches Werk in einem Fache, welches noch nicht wissenschaftlich behandelt war, erforderte. Man erwarte also nichts vollkommenes, sondern nur das beste, was ich unter diesen Umständen zu geben vermag. Ich wünsche Kritik dieses Werks im Ganzen und im Einzelnen. Über diejenige, welche gegründet scheint, werde ich mich in meinen Annalen bescheiden erklären, und wenn man will, sie gern darin aufnehmen. Wenn ich aber bemerkte, daß nur jemand an mir zum Ritter werden wollte, so würde ich ihm eben so wenig, wie einem Rückert oder Leupert antworten. Insbesondere wünsche ich Unvollständigkeit und Übersehung gewisser nicht unerheblicher Fälle und Umstände gerügt, und solche Rügen würde ich mit Dank zur Verbesserung nutzen, weil dadurch die Wissenschaft gefördert wird...“.