... seinem Husarenregiment seine berühmte Erhebung gegen Napoleon. Die Gelegenheit schien günstig: Wenige Tage zuvor hatte unser Kaiser Franz II. ein weiteres Mal dem gallischen Wüterich Napoleon den Kampf angesagt und seine Haustruppen in die Schlacht geworfen. Dazu war es unseren Tirolern um Andreas Hofer gelungen die gallisch-bayrischen Besatzungstruppen zu zerschmettern. Diese Ereignisse mußten auch im nördlichen Deutschland den Mut heben. Ob unser Major von Schill sich im Einverständnis mit König Friedrich Wilhelm dem Dritten oder den preußischen Heerführern und Staatsmännern befand, wissen wir nicht. Sicher ist nur, daß sich etwa unser Freiherr Karl vom Stein oder unser Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau mit dem Gedanken eines Volkskrieges gegen Napoleon befaßten. Es hätte also durchaus sein können, wenn unseren Österreichern das Kriegsglück hold gewesen wäre, unsere Preußen schon 1809 gegen Napoleon wieder angetreten wären. So aber raubten die Niederlagen der Österreicher unserem Schill den Zulauf. Mit seiner kleinen Schar errang er so manchen Vorteil über Napoleons Gallier und dessen Rheinbundtruppen, mußte sich aber zuletzt nach Stralsund werfen. Wo unser Major von Schill den Heldentod fand. Elf seiner Offiziere ließ der gallische Gewaltherrscher ermorden und 500 seiner Soldaten auf die Galeeren verschleppen - ein Schicksal, das mal wieder schlimmer als der Tod genannt werden kann... Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Majors von Schill und seiner Recken bei unserem unbekannten Geschichtsschreiber in „Schills Zug nach Stralsund und sein Ende“ - mit der Eröffnung der Heerfahrt geht es darin los: http://www.epoche-napoleon.net/werk/a/anonym/flugschriften/schills-zug/i-teil.html „Nachdem der Major von Schill schon einige mal mir seinem unterhabenden Regiment des Nachmittags exerziert, ja verbreitet hatte, er werde nächstens bei Gelegenheit eines Manövers die Nacht wegbleiben, und zu diesem Ende Bivouak-Holz gekauft, führte er uns, die baldigen Ereignisse nicht ahnend, am 28sten April 1809, um 3 Uhr, aus Berlin heraus und exerzierte einige Stunden, worauf er wahrscheinlich, um die vielen Zuschauer los zu werden, eine halbe Meile die Straße nach Potsdam entlang forttraben ließ. Eine Ordonnanz überreichte ihm einen Brief, worauf der Major das Regiment einen Kreis schließen ließ und es, eine Schreibtafel in die Höhe haltend, folgendermaßen anredete: „Kameraden, diese Schreibtafel ist ein Geschenk unserer verehrten Königin. Ich habe mich derselben noch nicht wert machen können, jetzt aber ist der große Augenblick erschienen. Alles schläft in Fesseln, ich will sie brechen, wollt ihr mir helfen?“Folge des allgemeinen Zutrauens, welches er sich erworben, der Gewalt über die Gemüter, die er besaß, weder das Ungewisse dieser Worte berücksichtigend, noch das zurückgelassene Eigentum achtend, rief Alles einstimmig: „Ja, wir folgen, führen Sie uns an!“ Wir eilten durch Potsdam, wo ein gewisser Keller einige hundert Gewehre und Büchsen aus der Gewehrfabrik holte, und erreichten des immerwährenden Regens nicht achtend, der uns ohne Mantel desto empfindlicher wurde, indem wir viel trabten den 29. Zehlsdorf seitwärts Brandenburg, welches acht Meilen von Berlin entfernt ist. Den 30sten. Noch lebten wir in der vollkommensten Ungewißheit; doch die Ankunft des vom Gouverneur uns nachgeschickten Majors von Zeplin, der nachdem er sich allein mit unserm Chef unterhalten, abreiste, wie auch das Erscheinen mehrerer Offiziere, die, um dem Regiment zu folgen, Pässe vom Kommandanten Grafen Chasot erhalten, bestätigten die Meinung, unser Unternehmen, wenn zur Zeit auch noch nicht öffentlich, werde doch insgeheim gebilligt. Die erhaltene Nachricht, daß längs der westphälischen Grenzen zur Verhinderung des Überganges über die Elbe die besten Maßregeln getroffen, und alle Fähren versenkt worden, bewog den Major, das sächsische Gebiet zu berühren. Wir passierten im Dunkelwerden die sächsische Stadt Brück. Der erste Mai fand uns biwakierend. Doch mit den ersten Strahlen der Morgensonne wurde aufgebrochen, oft getrabt, eine Meile gegen Wittenberg, die Heerstraße verlassen, und nun durch Büsche, Schlünde und unwegsame Pfade Trab und Galopp geritten, so daß wir vor Wittenberg ganz unerwartet anlangten, indem ein auf die Straße abgeschickter Offizier uns nicht bemerkte. Zwei Eskadrons wurden zurückgelassen am Ausgange des Waldes, die andern mit den Jägern passierten im Galopp einen engen Damm und marschierten jenseits auf. Nachdem ein Parlamentär den Ort aufgefordert, kam der Kommandant selbst heraus; wir ritten ihm entgegen, der Major unterhielt sich lange mit ihm. Doch da er als Mann von Ehre alle Anträge ausschlug, so trennten sie sich und ich mußte ihm anzeigen, es werde gestürmt werden. Schon waren die beiden ersten Eskadrons freiwillig abgesessen; in Reih‘ und Glied getreten, erwarteten sie nur die Ankunft der Gewehre, die aber falsch gefahren erst später ankamen. Unterdeß hatte der Major von Kommandanten die Zusicherung erhalten, die Elbe die von den Kanonen bestrichen werden kann, ungehindert zu passieren, worauf er die Offiziere zusammennahm und sie mit der Offerte des Kommandanten, die seinem Zweck entsprach, bekannt machte und um unsere Meinung fragte. Die Meisten von Enthusiasmus beseelt, auf den Mut der Leute vertrauend und von dem großen zwei Millionen starken Kassenbestand gelockt, stimmten für den Sturm. Der Major beruhigte diese heroischen Gemüter durch die Vorstellung, daß er aus politischen Gründen mit Sachsen nicht zerfallen möchte, daß auch er diese zwei Millionen, die zur Beförderung seiner Absichten ihm sehr nützlich sein würden, gern besitzen möchte. Zugleich kenne er aber das Schicksal im Sturm eroberter Städte; der Soldat sei dann nicht zu zügeln, und er, der als Befreier der Deutschen aufgetreten, dürfe das allgemeine Zutrauen nicht verlieren, und in einem deutschen Lande seinen ersten Schritt mit Plünderung, Feuer, Raub und Mord bezeichnen. Die Gewalt dieser Gründe siegte; doch die Gemeinen, trotz der Vorstellungen, daß es beinahe unmöglich sei, mit bloßer Kavallerie einen mit 500 Mann besetzten, durch mehrere Kanonen verteidigten und mit Wällen, Palisaden und einem tiefen Graben umgebenen Ort ohne alle Hilfsmittel zu nehmen, konnten nur durch ausdrücklichen Befehl zur Ruhe gebracht werden. Er ließ aufsitzen und so passierten wir im Angesicht der unter Gewehr stehenden Garnison und einer unzähligen Menge von Zuschauern die Elbbrücke und blieben eine halbe Meile weiter in Plesern über Nacht. Weil der Kommandant in der Nacht wider das Abkommen die Brücke abbrechen ließ, mußte ich noch zu ihm hinüber; meine Mission aber war nicht furchtbringend, wogegen die längst der Elbe brennenden Wachfeuer einen sehr schönen Anblick gewährten. Den zweiten Mai rückten wir in Dessau unter den Freudenbezeigungen einer Menge Menschen ein. Der alte Fürst kam uns entgegen geritten, und beim Erbprinzen nahmen wir, unsern Führer ausgenommen, der es aus guten Gründen ausschlug, ein Diner ein. Während der Nacht mußte Alles munter bleiben. Ein Detaschement wurde nach Köthen beordert. Der Fürst war entflohn. Man erbeutete 706 Gewehre, andere Militärgerätschaften und einige Pferde. Am dritten um zehn Uhr, marschierte das Regiment weiter, und ich wurde mit einem Zuge betrachtet, d’accord mit Stolz längs der Elbe hinzugehen, alle Kähne mitzunehmen, und uns bei Rosenburg oder Saalhorn den Übergang über die Saale zu versichern. In Acken nahm ich die Kassen weg, und kam Abends in Rosenburg an, da ich aber den vierten in der Nacht erfuhr, der Major sei schon in Bernburg eingerückt, so kam ich gegen Mittag auch dort an. Beim Major fand ich beinahe alle Offiziere versammelt, die der vierten Eskadron ausgenommen, welche über Halle gegangen waren und dort wie in Halberstadt eine Menge Gefangene gemacht, Geld und Gewehre aufgetrieben hatten. Im ganzen Kreise herrschte eine bedeutungsvolle Stille; endlich nahm der Major das Wort und sagte uns: Jetzt gebiete er noch beiden Flüssen, der Elbe und der Saale; alle Fähren befänden sich in seiner Gewalt; in diesem Augenblick könne er noch herüber und hinüber, wie es ihm gefalle; im nächstfolgenden vielleicht nicht mehr. Wir alle ständen jetzt noch am Scheideweg; deshalb wolle er nicht diktatorisch bestimmen, sondern, die Stimme eines jeden Einzelnen berücksichtigend, die Mehrzahl als entscheidend betrachten. Ein Schritt vorwärts könne nie zurückgenommen werden, indem wir dann die Verbindung mit der Elbe verlören. Sein vorsichtiger Rat als Feldherr wäre, sich jetzt über die Elbe zurückzuziehen, sich mit den Österreichern zu verbinden und so lange zu lavieren, bis ein günstiger Zeitraum für uns erschiene. Ahnend setzte Schill hinzu: „Ich fürchte durch Rapporte aus Westphalen getäuscht worden zu sein; das Volk ist nicht so enthusiastisch, als es mir geschildert worden. Meine Herren, sie alle waren Zeugen meines heutigen hiesigen Empfanges, des Gedränges, welches entstand, um mich zu sehen. Tausende, glaubte ich, würden mir folgen; die Ausbeute dieser Tage sind 20 elende Vagabunden. Ich hoffe, Sie alle vertrauen mir, da ich meine geheime Instruktion nicht vorzeigen darf; daß ich aber dergleichen empfangen, versichere ich mit meinem Ehrenwort, und so wahr ein Gott über uns ist.“ ...“.