...no 1771 unser Feldmarschall Karl Philipp zu Schwarzenberg geboren. Nicht unbedingt der größte unserer deutschen Feldherren und dennoch der Oberbefehlshaber gegen Napoleon Anno 1813 und Anno 1814. Kann man die zweite Auferstehung unseres deutschen Vaterlandes auch eher unserem Feldherrenzweigespann Blücher und Gneisenau, so gab doch erst der Kriegseintritt Österreich das nötige Übergewicht gegen Napoleon. Und hierin liegt auch der große Hemmschuh für unseren Feldmarschall zu Schwarzenberg. Der Fürst Metternich dachte nämlich gar nicht daran einen Vernichtungskrieg gegen den Napoleon und Gallien zu führen - schließlich wäre es albern, wollte man die gallische Fremdherrschaft abschütteln, nur um diese gegen eine russische einzutauschen. Man denke hier an den englischen Moppel Kirchhügel, der nach dem Sechsjährigen Krieg ausgerufen hat, daß man gegen den falschen Feind krieg geführt habe. Ferner waren mit unserem Kaiser Franz dem Zweiten, unserem König König Friedrich Wilhelm dem Dritten und dem Zaren Alexander dem Ersten von Rußland gleich drei Herrscher im Hauptquartier anwesend. Unser Feldmarschall zu Schwarzenberg mußte daher notgedrungen mehr Diplomat als Feldherr sein. Seine kriegerische Laufbahn begann er Anno 1788 im österreichischen Heer und kämpfte im Türkenkrieg und zog anschließend in den Kampf gegen die umstürzlerischen Gallier. Er sah darin Siege wie bei Würzburg, aber auch Niederlagen wie bei Hohenlinden oder Ulm. Sozusagen zur Vorbereitung auf seine große Aufgabe wirkte er Anno 1810 als Gesandter in Gallien und erhielt Anno 1812 den Oberbefehl über die österreichischen Hilfstruppen Napoleons. Diese führte unser Schwarzenberg so, daß sie erhalten blieben und weder die Russen gänzlich besiegt noch der Napoleon übermäßig Verdacht schöpfen konnte. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurde Napoleon Anno 1813 mit vereinten Kräften geschlagen und mußte sich nach Gallien zurückziehen. Der Gegenangriff erfolgte Anno 1814 und endete mit der Einnahme von Paris. Wieder gebührt zwar unserem Feldmarschall von Blücher der größere Anteil am Ruhm, aber vergessen werden sollte unser Schwarzenberg dennoch nicht. Als Napoleon Anno 1815 von Elba zurückkehrte, versammelte unser Schwarzenberg zwar das österreichische Heer bei Heilbronn, aber noch ehe er abermals nach Gallien marschieren konnte, fiel bei Belle-Alliance durch unseren Blücher auch schon die Entscheidung. Seine Herzensdame Maria Anna von Hohenfeld führte unser Schwarzenberg Anno 1799 zum Traualtar und zeugte mit ihr drei Söhne. Nachzulesen gibt es die Geschichte unseren Feldmarschalls zu Schwarzenberg bei unserem Geschichtsschreiber Anton Prokesch von Osten („Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Feldmarschalls Fürsten Karl zu Schwarzenberg“) und darin bekommt unser Fürst nun Anno 1813 den Oberbefehl gegen Napoleon übertragen: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb11236312_00001.html „Der Ankunftsbesuch war auch der seines Abschieds ; denn Napoleon ging nach Deutschland, und durch die Vermittlung Österreichs sollte zu Prag der länderverheerende Kampf beigelegt werden. Anfangs Mai war der Fürst bereits wieder in Böhmen. Der Gang der Unterhandlungen, und des Krieges selbst, bewies den verbündeten Monarchen, so wie dem Kaiser von Österreich, wessen man sich von der gehofften Nachgiebigkeit und ausgerufenen Friedensliebe Napoleons zu versehen habe. Österreich rüstete mit Kraft und Schnelligkeit, denn seine mannigfachen Völker jubelten einem Kampfe entgegen, den sie für unvermeidlich ansahen, und der es war. Wem aber beschloss Österreich die Führung seines Heeres in einem Streite anzuvertrauen, der, wenn er misslang, das Bestehen des alten Baues dieser Monarchie bedrohte? - Wessen Arm wählte es aus, gemeinschaftlich mit den Siegern vom Jahre 1812 und mit dem Volksheere von Preußen, die Österreicher in die Schranken den Mann zu führen, der, selbst ein Heer an Wert, abermals mit hundert Tausenden herbeieilte, den Ruhm und die Frucht zwölfjähriger Siege zu retten? Schwarzenberg war es, den der Kaiser von Österreich zu seinem Feldherrn in diesem Kampfe der Entscheidung ausersah: ihn, der Denk- und Handlungsweise seines Gegners kannte; der seinerseits von Alexander, dem Haupte der nordischen Verbindung, gekannt, geschätzt war. Und alle Monarchen kamen überein, ihm die Oberleitung ihrer Heere zu vertrauen, damit ein und derselbe Geist durch alle Glieder herrsche. Von ihm erwarteten sie, dass er die widerstrebenden Stoffe binden, und zum gemeinschaftlichen Ziele führen werde. Seiner ruhigen Besonnenheit und seinem starken Arm übergaben sie hoffnungsvoll die aufgebotene Kraft, das Heil der Völker, die Sicherheit ihrer Throne. Schwarzenberg erkannte im ersten Augenblicke die ungeheure Last der zugedachten Rolle, aber er folgte willig dem Rufe, der ihm ein Wink der Vorsehung war. Einig darüber, wie er es mit sich zu halten gedenke, hatte er von nun an keine Rücksicht, keine Tätigkeit, als die für seine große Bestimmung. Oberflächliche Beurteilung auch der einflussreichsten Ereignisse scheint der Mehrzahl der Menschen angeboren, und ist vielleicht eine Bedingung ihrer Zufriedenheit. Noch ist keine genügende Darstellung des Feldzuges vom Jahre 1813 erschienen. - Um den Gesichtspunkt zu entdecken, aus welchem der Fürst Schwarzenberg bei Übernahme der obersten Leitung die Lage der Sachen betrachtete, ist vor Allem nötig zu sagen, dass er die Feldherrngaben Napoleons in ihrem ganzen Umfange anerkannte. Die früheren Feldzüge desselben hatten diese Anerkennung begründet, und die persönlich erworbene Kenntnis seines Charakters sie nicht vermindert. Schwarzenberg war daher fern von der Ansicht derjenigen, die aus Gefühl ihres Unvermögens und aus gekränkter Eitelkeit, die Stärke des Feindes verkannten, oder besser gesagt verleugneten, und auf bequeme Weise das unbestimmte Glück an die Stelle des Verdienstes setzten. Er unterschied den Feldherrn von dem Kaiser, und nur weil er jenen achtete, schlug er diesen. Das Schicksal der Staatenbündnisse hat zu oft die davon gehegten Erwartungen getäuscht, als dass ein Mann, dessen Blick den Gang der Weltbegebenheiten und ihren Zusammenhang auffasst, sich in sorgloser Sicherheit dem Über, gewichte vertrauen sollte, das sie durch Zahlenstärke oft ausweisen, aber selten geben, Jetzt, wo der Erfolg so glänzend die Besorgnis des Fürsten widerlegt hat; wo er selbst es war, der alles Misslautende in Einklang brachte: warum sollte man es jetzt verschweigen, dass gerade des Fürsten Vertrauen auf eine glückliche Beendigung des Krieges gegen Napoleon vor dem wirklichen Beginne desselben nicht das festete gewesen ist? - War Napoleons Lage schlimmer als die Friedrichs II. im Jahre 1757, als dieser gleichzeitig von Frankreich, Deutschland, Österreich, Russland , Schweden und Polen angegriffen, am Pregel, an der Weser, an der Elbe und Oder, in vier großen Schlachten geschlagen, der Hälfte seiner Länder beraubt, kaum 100,000 Mann einer viermal stärkern Macht entgegen zu setzen hatte? Man weiß, welchen Umschwung dennoch das Verhältnis der gegenseitigen Stärke damals in den dreißig Tagen von Roßbach bis Leuthen nahm. - Napoleon hatte den unberechenbaren Vorteil, alleiniger Leiter und Herr seiner Truppen zu sein. Die Feldherren der Verbündeten waren durch gegenseitige Schonung, durch unvermeidliche wechselseitige Rücksichten gebunden, und wenn gleich eine Unterordnung bestand, so ließ sie doch in tausend Beziehungen keine Anwendung zu. Napoleon hatte zehn Feldzüge als oberster Feldherr gemacht. Welcher General der Verbündeten konnte dieser Erfahrung sich rühmen? Seine Truppen waren geübt, ganz sein eigen, ihm fest ergeben, auf seine Einsicht so wie auf die des Kriegsgottes bauend, von vortrefflichen Unterfeldherren geführt. Zwei Siege, der von Lützen und jener von Bautzen, hatten die jungen Krieger schnell in alte verwandelt, und das Glück, das dem General Bonaparte in Italien, wie dem Kaiser Napoleon in Deutschland und Polen, zur Seite gestanden, und ihn selbst bis Moskau begleitet hatte, schien auch jetzt wieder der gewohnten Fahne folgen wollen. Die Zahl der französischen Truppen, die in dem Augenblicke, als sich Österreich gegen Frankreich erklärte, zwischen der Oder und Elbe und in Franken standen, betrug 360,000 Mann; die der Verbündeten in Böhmen, Schlesien und in der Mark 486,000 Mann, eingerechnet die große Zahl ungeregelter Reiterei, die in offener Schlacht der französischen nicht gleichgestellt werden konnte. Dem französischen Heere bot aus seiner Stellung sich der Vorteil dar, dass es, wo es gesammelt angriff, die Überzahl für sich hatte. Die Festungen der Elbe, Oder und Weichsel waren ihm teils sichere Anlehnungs- und Übergangspunkte; teils bereiteten sie Unternehmungen vor, und bedrohten und schwächten den Gegner...“.