...ng des neunzehnten Jahrhunderts. Er hat seine Anhänger und seine Widersacher, die letzteren entweder aus politischen Gründen, weil sie ihn für ein revolutionäres Mittel, einen für gesetzlich erklärten Zustand der Anarchie halten, der der gesellschaftlichen Ordnung nach innen ebenso gefährlich sei wie dem Feinde nach außen, oder aus militärischen Gründen, weil sie glauben, der Erfolg entspräche nicht der aufgewendeten Kraft. Der erste Punkt berührt uns hier gar nicht, denn wir betrachten den Volkskrieg bloß als Kampfmittel, also in seiner Beziehung auf den Feind; der letzte Punkt aber führt uns zu der Bemerkung, daß der Volkskrieg im allgemeinen als eine Folge des Durchbruches anzusehen ist, den das kriegerische Element in unserer Zeit durch seine alte künstliche Umwallung gemacht hat; als eine Erweiterung und Verstärkung des ganzen Gärungsprozesses, den wir Krieg nennen. Das Requisitionssystem, die Anschwellung der Heere zu ungeheuren Massen vermittelst desselben und der allgemeinen Dienstpflicht, der Gebrauch der Landwehren sind alles Dinge, die, wenn man vom ehemaligen engbegrenzten Militärsystem ausgeht, in derselben Richtung liegen, und in dieser Richtung liegt nun auch der Aufruf des Landsturmes oder die Volksbewaffnung. Sind die ersten dieser neuen Hilfsmittel eine natürliche und notwendige Folge weggeworfener Schranken, und haben sie die Kraft dessen, der sich ihrer zuerst bedient hat, so gewaltig gesteigert, daß der andere mit fortgerissen worden ist und sie auch hat ergreifen müssen, so wird beides auch der Fall mit dem Volkskriege sein. In der Allgemeinheit der Fälle würde dasjenige Volk, welches sich desselben mit Verstand bediente, ein verhältnismäßiges Übergewicht über diejenigen bekommen, die ihn verschmähen. Ist dem also, so kann nur die Frage sein, ob diese neue Verstärkung des kriegerischen Elementes der Menschheit überhaupt heilsam ist oder nicht; eine Frage, die sich wohl ganz so beantworten dürfte wie die Frage über den Krieg selbst - wir überlassen beide den Philosophen.“ Sag unser geschätzter preußischer Kriegsphilosoph Carl von Clausewitz und so wollen wir Panzertiere der Erscheinung des Volkskrieges auf den Zahn fühlen. Dazu eignet sich der Volksaufstand unserer Tiroler gegen Napoleon im Jahre 1809 als Anschauungsbeispiel. Dieser brach heute los und wir finden darin die Bestandteile in sehr hoher Form. Das Bergland von Tirol bildet ein vorzügliches Gelände für den Volkskrieg, in welches kleine Scharen großen Truppenmassen schwer zu schaffen machen können. Unserer Tiroler sind ein tapferer deutscher Volksstamm, der in Andreas Hofer einen umsichtigen Anführer fand. Und mit Österreich stand ihnen eine Großmacht zur Seite. Die Mißerfolge unserer Österreicher rissen aber auch unsere Tirol mit ins Verderben. Nachdem Österreich nämlich geschlagen wurde, erdrückte Napoleon mit seiner Übermacht den Widerstand des kleinen Landes. Von April 1809 bis Januar 1810 wurde gekämpft. Drei Mal befreiten unsere Tiroler ihr Land, erlegen aber in der Vierten Schlacht auf dem Bergisel. Nachzulesen gibt es die Geschichte des Tiroler Volksaufstandes bei unserem Geschichtsschreiber Beda Weber in „Andreas Hofer und das Jahr 1809“ und darin beginne ich mit den Vorbereitungen für die Schilderhebung: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10011738_00001.html „Aber die politisch unbehagliche Stimmung blieb. Die nach Österreich gewanderten Patrioten unterhielten fort währenden Briefwechsel mit ihren Freunden in der Heimat, und mehrten den Glauben des Volkes auf einen baldigen Umschwung der Dinge. Die ungeheure Anstrengung, welche Österreich im Stillen machte, um sich zum Kriege gegen Frankreich vorzubereiten, konnte scharfsehenden Augen schon in den ersten Bewegungen nicht entgehen, und wurden von den Tirolern mit stillem Beifall begrüßt. Die Gastwirte, als größere Gutsbesitzer mit neuen Auflagen mehr beschwert, als sie nach ihrem Urteile zu leisten im Stande waren, öffneten ihre Abendgesellschaften für alle Mißvergnügten und politischen Kannegießer. Das vereinzelte Grollen sprach sich aus, und gestaltete sich im Wechselverkehr zum Entschluß, die Zukunft nach Kräften selbst zu machen. Selbst Pulver ward für jeden Notfall in schweigenden Kellern eingelagert. Bei so bewandten Umständen langte am 22. Dezember 1808 ein Schreiben aus Wien an vom Büchsenspanner des Kaisers, Anton Steger, einem Tiroler, an Franz Anton Nessing, Inhaber eines Kaffeehauses in Bozen, in welchem der Ausbruch des Krieges als gewiß gemeldet wurde. Es lag in der Natur der Sache, daß Österreich in seinen Anstrengungen gegen die Franzosen zunächst auf alte Zuneigung in Tirol rechnete, das es als Basis seines Fortschrittes gegen die Feinde in Deutschland und Italien nötig hatte. Die Anknüpfungspunkte zwischen Österreich und Tirol waren bald gegeben. Im Jänner 1809 reisten Andreas Hofer, Peter Gruber, Gastwirt zu Bruneck, und Nessing mit der Post nach Wien, nachdem sie zu diesem Zwecke das notwendige Reisegeld erhalten hatten. Sie fanden an Anton Steger einen tätigen Genossen, der sie gleich mit den wünschenswertesten Personen bekannt machte. Bereits war Erzherzog Johann zum Oberbefehlshaber der Armee nach Italien und Tirol, und der Freiherr von Hormayr unter seiner Leitung zum Mittler zwischen der kaiserlichen Armee und dem tirolischen Volke bestimmt. Der letztere besprach sich mit den tirolischen Abgesandten über alles, was geeignet schien, die Rückkehr des Landes Tirol an Österreich auf dem kürzesten Wege zu bewerkstelligen. Mit dem diesfälligen Plänen vertraut, kehrten die drei genannten Reisenden auf verschiedenen Wegen zur Beseitigung jeglichen Verdachtes nach Tirol zurück. Andrä Hofer reiste über Salzburg durch Losers ins untere Inntal. Hier wurde er mit Jakob Siberer, Wirth zu Langkampfen, Rupert Wintersteller zu Kirchdorf, unweit Sankt Johann, Anton Oppacher, Wirth zu Jochberg, und andern hervorragenden Männern näher bekannt, und erneuerte seine frühern Verhältnisse mit vielen Gastwirten am Inn, denen er Einfluß auf die Volksmeinung zutraute. Anton Aspacher von Achental, und Joseph Ignaz Straub, Gastwirt zur goldenen Krone zu Hall, schlossen sich ihm ebenfalls bereitwillig an. Alle wurden mit den Anschlägen für die nächste Zukunft genau bekannt gemacht. Straub entwickelte eine überaus kluge und rastlose Tätigkeit, das Gespinnst weiter auszuzetteln. Martin Firler, Aufleger in Hall, und Andrä Angerer, Wiesenwirt zu Volders, wurden gewonnen. Auf dem Schönberge zog Hofer den Elias Domanig und den Johann Etschmann, Wirth in der Schupfen, in sein Geheimnis, und übertrug ihnen die Aufgabe, das obere Inntal und das Lechtal für die nahe Entscheidung zu bearbeiten, die sie mit vielem Glücke lösten. So kam Hofer nach Hause, ohne daß auf ihn der mindeste Verdacht fiel. Von Passeier breitete er seine Nachrichten aus Wien ins Burggrafenamt, ins Nons- und Sulztal und nach Vintschgau aus. Peter Gruber zog von Wien über Kärnten ins Pustertal zurück, und leitete dort den Umschwung der Verhältnisse ein. Nur Nessing, der von Italien nach Bozen kam, wurde verdächtig. Er floh und weilte über sieben Wochen auf einsamer Felskuppe, wo ihm flinke Jägerbursche Speise zutrugen. Alles Bemühen der Stadtbehörde, seiner habhaft zu werden, blieb erfolglos. Das Netz des Einverständnisses spannte sich in tausend Fäden über das ganze Land, und unter den Vielen, die darum wußten, war keine einzige Seele dem Verrate zugänglich oder törichter Mißgriffe fähig. Die Regierung des Landes hatte nicht die mindeste Ahnung von der Möglichkeit dessen, was unter ihren Augen vorging. Eine blinde Zuversicht auf die Gewalt der Waffen betörte selbst die Vorsichtigsten. österreichische Emissäre, besonders die gebornen Tiroler Ottavio Bianchi und Martin Teimer vermittelten jede tirolische Bewegung an die Österreicher, so daß die genaueste Kenntnis wechselseitiger Zustände beiden Teilen zu Statten kam. Die neuen Maßregeln der Regierung zur Ordnung des Landes in ihrem Sinne hatten ununterbrochenen Fortgang. Darunter erbitterte die Rekrutenaushebung das junge Volk auf erschreckende Weise. Bereits im Februar 1809 wurden alle ledigen Bursche von 16–21 und von 40 Jahren verzeichnet. Als im März darauf der Krieg sichtbar heran drängte, griff man von den Verzeichneten die Gefälligen nach Belieben und oft zur Nachtzeit im Bette auf, und steckte sie unter die Altbayern. Aber die meisten entflohen in abgelegene Täler, auf das Hochgebirge, über die Grenze nach Österreich. Bald wuchs die Zahl der Fahnenflüchtigen dergestalt, daß sie heimliche Zusammenkünfte hielten, sich zu fliegenden Streifern ordneten, und eigene Anführer aus ihrer Mitte wählten. So insbesondere die von Wiltau unter ihrem Schulgehilfen Joseph Patsch. Man belegte die Gemeinden dieser Flüchtlinge mit Soldatenzwang, und zuchtloses Wesen und Übermut der Besatzung war auch beim besten Willen der Offiziere, der öfters fehlte, nicht fern zu halten. Das Landvolk ward der Plackerei müde, und griff zur Selbsthilfe. Georg Mayr von Völs vertrieb mit kühnen Gesellen 14 Mann Soldaten mit einem Offizier aus Kematen nach Innsbruck. Nun beschloß die Regierung ernstlicher einzuschreiten. Am 13. März brachen 250 Soldaten auf, das Tal Sellrain zu besetzen, den Schlupfwinkel militärdienstpflichtiger Jünglinge und mißvergnügter Patrioten. Als sie Kematen erreichten, wurden in der ganzen Nachbarschaft die Sturmglocken geläutet, die Bauern erschienen wohl bewaffnet auf den Hügeln, und jeder Versuch, nach Sellrain vorzudringen, war fruchtlos. Die Soldaten zogen sich in's Nachtquartier nach Kematen zurück. Am folgenden Tage fanden sie sich von bewaffneten Bauern umringt, es kam zu einem hitzigen Gefechte auf dem Freithofe, 19 Bayern wurden verwundet und 28 gefangen. Der Rest mußte sich in eiliger Flucht nach Innsbruck zurück ziehen. Die Bauern sandten ihnen auch die Verwundeten und Gefangenen ohne Waffen nach, um ihrer Verpflegung los zu werden. Um den Widerstand zu brechen, erhob sich ein ganzes Bataillon mit einer Zivilkommission, an deren Spitze der Kreisrat von Hessels stand, nach dem Mittelgebirge von Kematen. Aber die Bauern hatten sich bereits auf den Kriegsfuß gesetzt, und mit Gewalt aus der nahen Pulvermühle mit Schießbedarf reichlich versehen. An eine gütliche Waffenniederlegung war gar nicht zu denken...“.