...errn beleben, sei es der Ehrgeiz wie in Cäsar, der Haß des Feindes wie in Hannibal, der Stolz eines glorreichen Unterganges wie in Friedrich dem Großen.“ - Was unseren Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden zu seinen Waffentaten angespornt hat, wissen wir zwar nicht, aber das tut bei seiner heutigen Geburtstagsfeier tut das auch nichts zur Sache. Zur Welt kam unser Feldherr 1655 in Paris und trat mit 19 Jahren in unser kaiserliches Heer ein, in dem er es bereits mit 31 Jahren zum Feldmarschall brachte. Zu verdanken hat er das seinen Leistungen in den Schlachten am Kahlenberg und Mohacs, die 1683 beziehungsweise 1687 gegen die Türken geschlagen worden sind. Bei Slankamen trat er 1691 in die Fußstapfen Karls von Lothringens und zerschmetterte eine türkische Übermacht von 50,000 Mann mit seinen 30,000 Recken. Gegen die Gallier erfocht er die Siege von Friedlingen und am Schnellenberg in den Jahren 1702 und 1704. Seine Herzendsame Franziska von Lauenburg ehelichte unser Markgraf Ludwig Wilhelm 1690 und zeugte mit ihr fünf Söhne und vier Töchter. Würdig des kriegsgeschichtlichen Studiums sind die Feldzüge unseres Markgrafen Ludwig Wilhelm fürwahr, doch folgen wir bei unserem Geschichtsschreiber Aloys Schulte weiter seinen Jugendjahren: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-216418 „Aufs Neue begann nun für Markgraf Wilhelm die Sorge um den jungen Erben seines Hauses. Bislang war dieser - wie es scheint - zu Baden er zogen. Herbst 1670 hielt der Großvater die Zeit für gekommen, den jungen Prinzen an einen andern Ort zu verschicken1. Er sandte ihn mit seinem Hofmeister Cosimo Marzi Medici, einem florentinischen Edelmann , und seinem alten Präzeptor Johann Reinhard Vlossdorf, nach Besancon, wo er „in allerhand fürstlichen exercitien vndt Studien, alss fürnemblich in dialcctica, Insti tutionibus Juris, reiten, fechten, danzen, exercierung der Sprachen, mathematica, fortificatio, visiten der academien vndt gueten Discursen sich occupieren sollte“. In Besancon lebte im Kloster de la Visitation de Notre-Dame eine Tante, Markgräfin Katharina Franziska; auch der spanische Gouverneur, Herzog Karl von Aremberg, war dem badischen Hause weitläufig verwandt und wohl affektioniert. In Besancon unterrichtete ein Spanier den jungen Kriegshelden für 6 ecus monatlich „in der militärischen Sachen“. An seinen dortigen Aufenthalt schloss sich eine Reise nach Italien. Markgraf Ferd. Maximilian hatte gewünscht, dass sein Sohn, wenn er „geblättert“ habe, eine Reise per transennam , ohne sich an einem Orte lang aufzuhalten, durch Italien, Frankreich, England, Spanien, Niederlande, hernach durch das ganze Reich mache. Zunächst war Italien das Reiseziel: über Genf, Mailand kam der Prinz als Baron von Grävenstein nach Florenz, wo der Großherzog ihn freundlich aufnahm; in Rom interessierte sich der Vizekönig von Neapel für ihn, der ihn in spanischen Diensten verwenden wollte, und besonders Papst Clemens X (Altieri), der mit dem lebhaften Prinzen sich während der ganzen Tafel, welcher „der Prinz zuzuschauen gekommen war, unterhielt. Des Großvaters Wille, dass man auch den verwandten savoyischen Hof besuche, blieb - wie es scheint - unausgeführt; über Venedig und Innsbruck, wo der Hof der Erzherzogin, späteren Kaiserin Claudia Felicitas und ihrer Mutter zu längerem Verweilen einlud, kehrte man im Laufe des Sommers 1672 in die Heimat zurück. Der Hofmeister war auf der ganzen Reise mit seinem Zögling überaus zufrieden: aavec peu de peitie il apprend loul“. Im Mai des folgenden Jahres begrüßte der junge Prinz die Höfe von Mainz, Koblenz und Düsseldorf, vornehmlich blieb er aber einer Einladung des Kardinals Karl Gustav von Baden-Durlach folgend in Köln. Besonders freundlich sollte er die Fürstenberger - den Bischof von Straßburg und dessen Bruder Wilhelm - begrüßen, sich aber unter keinen Umständen in deren Händel mischen. Es war ja gerade die große Krise, welche zum Kriege mit Frankreich führte, im Anzüge. Im Oktober war er wieder in Besancon, freilich nur zu kurzem Aufenthalte; es erfolgte eben in diesen Tagen die Kriegserklärung Spaniens an Frankreich und bald musste der letzte spanische Gouverneur das Palais Granvella's räumen. Eine Reise in der Begleitung des Oheims Markgraf Hermann nach den Niederlanden im April 1674 wurde auf Befehl des Großvaters schon in Köln abgebrochen. Die Kunde von ihr war auch an den Wiener Hof gedrungen und man wollte es dort dem Markgrafen verübeln, dass er seinen Erben in so nahe Berührung mit den Fürstenbergern brachte. Der nun ausbrechende Krieg zwischen dem Kaiser und Reich und Frankreich lockte den jungen Prinzen zu den Waffen. Mit dem Feldzuge von 1674 begann er seine kriegerische Laufbahn. Wir haben bei den ersten Lebensjahren des Markgrafen länger verweilt; es galt aber die Einflüsse klar zu legen, welche auf die Ausbildung seines Charakters einwirkten. Schwere Schläge des Schicksals hatten den jungen Prinzen früh zur Entwicklung geführt und zu jenem Ernst den Grund gelegt, der ihn davon abhielt, auch unwichtigere Dinge von der leichteren Seite zu betrachten. So lockend es sein mag, der schnellen militärischen Laufbahn nun auf Schritt und Tritt zu folgen, ihn von Sieg zu Sieg begleiten, wir müssen uns begnügen das zu skizzieren, was auf die Person des Markgrafen und seine Stellung dauernd einwirkte. Seine ersten Kriegsdienste tat er im Feldzuge von 1674 gegen Turenne. Montecuccoli und der Herzog Karl von Lothringen waren in den nächsten Jahren bis zum Nymweger Frieden seine Lehrmeister. Als Belohnung für seine persönliche Tapferkeit bei der Belagerung von Philippsburg wurde der junge Volontair beauftragt, dem Kaiser die Einnahme dieser Festung (8. September 1676) anzuzeigen. Kaiser Leopold erhöhte diese Auszeichnung, indem er ihm das durch den Tod des Prinzen Friedrich August von Wolfenbüttel erledigte Infanterieregiment übertrug, welches er bis an seinen Tod behielt. Das Regiment „Ludwig Wilhelm von Baden“ ruft seit einigen Jahren wieder den Namen des großen Feldherrn der Armee in das Gedächtnis zurück, die er so oft zum Sieg geführt hat (kaiserlich und königliches XXIII. Infanterieregiment). Ludwig Wilhelms methodische Sorgfalt in der Auswahl von Positionen und Lagern zeigte später, wie sorgsam er Montecuccolis Kriegsführung damals durchdacht hat und oft kommt er in späteren Denkschriften auf diese Lehrjahre zurück. Bald nach dem Friedensschluss am 18. Mai 1679 ernannte ihn der Kaiser zum Obrist-Feldwachtmeister zu Ross und zu Fuß...“.