...seine berühmte Panzerrochade bei Charkow aus und deren wesentliche Ergebnisse berichtet uns unser Feldmarschall am Besten selbst: „Stark mitgenommen waren insbesondere die Feindkräfte, die gegen den linken Flügel der I. Panzerarmee und in die Lücke zwischen dieser und der Armeeabteilung Kempf vorgestoßen waren: die feindliche 6. Armee, die Gruppe Popow, die bei Grischino gekämpft hatte, und die 1. Gardearmee. Als vernichtet konnten das 25. Panzerkorps sowie drei Schützendivisionen angenommen werden. Als zerschlagen das 3. Panzer-, das 4. Garde-Panzer-, das 10. Panzerkorps sowie eine selbständige Panzer-Brigade, eine mechanisierte Brigade, eine Schützendivision und eine Ski-Brigade. Ferner hatten erhebliche Einbußen das 1. Garde-Panzer- und das 18. Panzerkorps sowie sechs Schützendivisionen und zwei Ski-Brigaden. Nach den Meldungen unserer Truppen hatte der Feind auf der Walstatt der Schlacht zwischen Donez und Dnjepr etwa. 23,000 Tote gelassen. 615 erbeutete Panzer, 354 Geschütze, 69 Flak und große Mengen erbeuteter Maschinengewehre und Granatwerfer wurden gemeldet. Dagegen erschien die Zahl von 9000 Gefangenen gering. (...) Von der feindlichen 3. Panzerarmee wurden das 12. und 4. Panzerkorps, ein Kavalleriekorps und drei Schützendivisionen teils zerschlagen, teils in einem kleineren Kessel bei Krasnograd gefangen genommen. Neben wiederum verhältnismäßig wenigen Gefangenen meldete die Truppe schätzungsweise 12,000 Feindtote, 61 erbeutete Panzer und 225 Geschütze sowie 600 Kraftfahrzeuge.“ Zur Feier des Tages gibt es einen weiteren Auszug aus seinen Verlorenen Siegen, in dem uns Manstein von den Vorbereitungen und Planungen berichtet: „Am 18. Februar erneuter Vortrag bei Hitler. Der Gegner hatte an der Mius-Front mit starken Kräften angegriffen. Er war an mehreren Stellen in die noch ungefestigte Front der Armeeabteilung Hollidt eingebrochen. Auch die Vernichtung des hinter dieser Front bei Debalzewo eingekreisten feindlichen Kavalleriekorps war noch nicht gelungen. Ich trug Hitler vor, daß trotzdem das Wegziehen von motorisierte Verbänden von diesem Flügel nach dem Westflügel dringlich bleibe, auch wenn es im Augenblick noch nicht möglich sei. Auch das bei Grischino in der tiefen Flanke der I. Panzerarmee stehende feindliche mechanisierte Korps war noch nicht vernichtet, die hier eingesetzten Kräfte also noch nicht frei. Dagegen lagen nunmehr einwandfreie Unterlagen dafür vor, daß der Gegner in der Lücke zwischen der I. Panzerarmee und der Armeeabteilung Lanz tatsächlich mit starken Kräften gegen die Dnjepr-Übergänge vorging. Die feindliche 267. Schützendivision war südlich Krasnograd festgestellt. Der Feind hatte mit der 35. Gardedivision, bei der sich auch eine Panzer-Abteilung befand, Pawlograd genommen. Eine dort liegende italienische Division (ein Restbestand der ehemaligen italienischen Armee) hatte die Stadt beim Herannahen des Gegners schleunigst aufgegeben. Die Armeeabteilung Lanz hatte gemeldet, daß die in Kiew ausgeladenen Räderformationen der SS-Panzer-Division „Totenkopf“ zwischen Kiew und Poltawa im Schlamm festsaßen. Der von Hitler an erster Stelle gewünschte Schlag nach Norden zur Wiedernahme von Charkow war dadurch gegenstandslos geworden. Wenn das SS-Panzerkorps ohne die Division „Totenkopf“ Charkow schon nicht hatte halten können, so würde es die Stadt, nachdem die Verwendungsbereitschaft der Division vorerst gar nicht abzusehen war, noch weniger wiederzunehmen in der Lage sein. Es kam also nur der Schlag nach Südosten zur Vernichtung des in der Lücke zwischen der Armeeabteilung Lanz und der I. Panzerarmee vorgehenden Feindes in Frage. Da nunmehr mit baldigem Einsetzen von Tauwetter auch dort gerechnet werden mußte, war Eile geboten. Unter diesen Umständen stimmte Hitler meiner Absicht zu, vom SS-Panzerkorps die zunächst verfügbare SS-Panzergrenadierdivision „Reich“ sofort in Richtung auf Pawlograd anzusetzen. Die Division „Leibstandarte“ sollte die Operation der IV. Panzerarmee gegen den von Charkow scharf nach Süden drängenden Gegner decken. Immerhin war nunmehr zu hoffen, daß die IV. Panzerarmee, verstärkt durch die Division „Reich“, zum Erfolg kommen würde. Im Anschluß an diese Entscheidung trug ich Hitler meine Auffassung über die Gesamtlage vor. Selbst wenn es uns - was noch keineswegs sicher sei - gelingen würde, eine ungünstige Entwicklung bis zum Eintreten der Schlammperiode zu vermeiden, so müsse ich doch weiter denken. Der Schlamm werde uns ja nicht länger als wenige Wochen eine Atempause gewähren. Die Heeresgruppe hätte dann eine Front von 700 Kilometern zu halten, für die, einschließlich der Kräfte der Armeeabteilung Lanz, 32 Divisionen zur Verfügung ständen. Demgegenüber sei als sicher anzunehmen, daß der Gegner nach der Schlammperiode erneut den Schwerpunkt seiner Operationen auf den Südflügel der Ostfront legen und und dessen Einkreisung am Schwarzen Meer anstreben werde. Eine Front von 700 Kilometer, die nur von einigen dreißig Divisionen in der Verteidigung gehalten werden solle, sei von einem überlegenen Feind an jeder beliebigen Stelle zu durchbrechen. Vor allem aber könne man es nicht verhindern, daß der Gegner die Heeresgruppe nördlich umgehe und dieses Spiel solange fortsetze, bis es am Asowschen oder am Schwarzen Meer geendet haben würde. Die Heeresgruppe werde also nach der Schlammperiode nicht stehen bleiben dürfen, um abzuwarten, wo der Gegner sie durchbrechen oder bis er sie nördlich umgehen würde. Es sei denn, daß das Oberkommando des Heeres in der Lage sein werde, unsere immer noch weit nach Osten vorspringende Front durch einen Offensivschlag rechtzeitig zu entlasten...“.