...ll Ernst Rüdiger von Starhemberg im ostmärkischen Graz das Licht der Welt. Der Waffengefährte Raimunds von Montecuccoli, Karls V. von Lothringen, Ludwig Wilhelms von Badens und Prinz Eugens dürfte vor allem durch die zweite Verteidigung Wiens im Jahre 1683 bekannt sein. Er vermochte mit seinen 16,000 Streitern über zwei Monate dem Ansturm von bis zu 300,000 Türken standzuhalten und verschaffte so unserem alten deutschen Kaiser Leopold I. genügend Zeit, um ein Entsatzheer aufzustellen. Dieses führte unser Herzog Karl V. von Lothringen am Kahlenberg zum Sieg. Anschließend focht unser Feldmarschall von Starhemberg im Heere Karls von Lothringens in Ungarn und wurde 1691 zum Präsidenten des Hofkriegsrates ernannt. Als diesem oblag ihm die Versorgung unserer Heere mit Nachschub, Verstärkungen und Sold. Unser Feldmarschall von Starhemberg hat also keinen geringen Anteil an den erfolgreichen Feldzügen und Schlachtensiegen, die unser Prinz Eugen und unser Markgraf von Baden damals bei Slankamen oder Zenta erfochten haben. Bis zu seinem Heimgang im Jahre 1701 bekleidete unser Feldmarschall von Starhemberg den Vorsitz des Hofkriegsrates. Seine kriegerische Laufbahn begann er 1659 und focht 1664 in der berühmten Schlacht von Mogersdorf mit. Im Jahre 1682 wurde er zum Feldzeugmeister ernannt. Die glanzvolle Verteidigung Wiens bescherte ihm 1683 den Marschallstab. In den Ehestand trat er gleich zweimal und zwar 1658 mit Helena Dorothea von Starhemberg, mit der er sechs Kinder hatte, und 1689 Maria von Jörger, von der er fünf Töchter hatte. Einen kurzen Lebenslauf unseres Feldmarschalls von Starhemberg finden wir beim Ostmärkischen Kriegsarchiv in den Lebensbeschreibungen der österreichischen Feldherren: https://archive.org/details/bub_gb_d7w_AAAAYAAJ „Ernst Rüdiger Graf Ton Starhemberg, Ritter des goldenen Vlieses, Hofkriegsratspräsident, Staats- und Konferenzminister. Kommandant von Wien, Feldmarschall. Geboren zu Graz in Steiermark 1638, gestorben zu Vösendorf in Niederösterreich am 4. Januar 1701. Ein Sohn des Grafen Conrad Balthasar von Starhemberg, des damaligen Statthalters von Niederösterreich, trat er schon in jungen Jahren in den Kriegsdienst und fand in den fortwährenden Kämpfen gegen die Türken und die Aufständischen in Ungarn vielfach Gelegenheit, sich persönlich auszuzeichnen und hervorzutun. Eine Folge dieser beinahe unausgesetzten kriegerischen Tätigkeit war auch das rasche Emporsteigen Starhembergs. Schon 1681 erscheint er als Feldzeugmeister und in demselben Jahre gelang es ihm, mit einem selbstständigen Kommando betraut, Mähren von den unter Anführung Thökölys eingebrochenen Ungarn zu befreien. Kaiser Leopold I. vertraute ihm nunmehr das Kommando der Stadt Wien an, als die Türkennot stieg und der Großwesir Kara Mustapha, unterstützt durch Thököly und seinen Anhang, im Sommer 1683 mit einem mächtigen Heere heranzog gegen Wien. Die Verteidigung von Wien hat Starhembergs Namen unsterblich gemacht. Auf den Wällen der schlecht befestigten und ungenügend besetzten und ausgerüsteten Stadt, zwei Monate ohne Hilfe, hielt Starhemberg mit eisernem Mute das letzte Bollwerk der Christenheit gegen den Ansturm türkischen Barbarentums. Vom 9. Juli bis 11. September währten die Angriffe der Türken, wachsend an Heftigkeit und Ungestüm. Die Stadt war von allen Seiten eingeschlossen und jeder Verbindung mit der Außenwelt beraubt und Starhemberg musste sich selbst und seiner Besatzung übermenschliche Leistungen auferlegen, um so lange widerstehen zu können. Erst der Morgen des 12. September 1683 brachte endlich den ersehnten Entsatz, in der Stunde der äußersten Gefahr für die alte Kaiserstadt kam die Hilfe und ein herrlicher Sief» lohnte die treue Ausdauer Wiens und seines tapferen Kommandanten. Kaiser Leopold I. würdigte die Verdienste Starhembergs im vollsten Masse; er wurde Feldmarschall, erhielt Donationen, wurde zum Staats und Konferenzminister erhoben und ihm die Berechtigung zuerkannt, den Stephansturm im Wappen zu führen, als stete Erinnerung für sein Geschlecht, wie Großes er einst für Wien und für das Reich getan. Die mit dem Entsatzheere vor Wien eingetroffenen Führer, König Johann Sobieski von Polen, der Kurfürst von Sachsen, Prinz Karl von Lothringen und Andere drückten Starhemberg schon unmittelbar nach der ersten Begegnung ihre Bewunderung aus. Der Papst belohnte seine Verdienste um die Christenheit durch ein eigenes Breve und der König von Spanien verlieh ihm den Orden des goldenen Vlieses. Ebenso wetteiferten die Stände Niederösterreichs mit den Bürgern Wiens in dem Bestreben. Starhemberg ihre Bewunderung und Dankbarkeit zu beweisen. Bald nach der Befreiung Wiens ging Starhemberg mit der Armee nach Ungarn. Er focht mit Auszeichnung vor Ofen, ward aber bei dieser Gelegenheit schwer verwundet und in Folge dessen genötigt, nach Wien zurückzukehren, wo ihm vom Kaiser das Präsidium des Hofkriegsrates Übertragen wurde. In dieser Verwendung war Starhemberg eifrig bemüht, das Kriegswesen zu verbessern, die Organisation des Heeres zu ergänzen und zu vervollkommnen, soweit es die damaligen Verhältnisse zuließen; die Bemühungen der Prinzen Karl von Lothringen und Eugen von Savoyen fanden in ihm stets nach Kräften Unterstützung. Ein Mann von großer Stärke des Willens, hart, wo es sein mußte, strenge gegen sich wie gegen Andere, aber hochherzig und hochsinnig, unerschrocken, tapfer und zähe, ist Starhemberg für alle Zeiten ein leuchtendes Beispiel treuer Hingebung und Pflichterfüllung. Das mährische Infanterieregiment Nummer LIV, das er im Jahre 1609 erhalten, später „Alt-Starhemberg“ genannt, zum Unterschiede von dem Regimente des Grafen Guido, trägt nun wieder den Namen seines berühmten Oberst-Inhabers, des Helden von Wien: Ernst Rüdiger Grafen Starhemberg...“.